„Wollen wir den Wolf schützen, müssen wir ihn totschießen…“

Dieser verkürzte, krasse und ungewöhnlich widersprüchliche Ausspruch eines anerkannten Wolfsexperten, und täglich – und vor allen Dingen praktisch, mit dem Thema befassten Mannes, rührte mich wie ein Donner.
Konvertiert hier gerade ein bekennender Wolfsbefürworter und -beschützer zum Wolfsgegner??

Mitnichten!

Aber dann folgte die Aufzählung von Vorfällen aus der Vergangenheit bis heute, von denen jeder einzeln vielleicht erst einmal nicht besorgniserregend ist – oder war, muss man eigentlich sagen…

Mit einer Zunahme der Schadensfälle war mit steigender Wolfspopulation zu rechnen. Das ist normal und damit kann man umgehen. Verstärkung der Schutzmaßnahmen, das Um- und Einstellen auf die neue Situation erfordert einfach ein bisschen Zeit und Überzeugungsarbeit.

Aber nicht das Tempo und die zunehmende Anzahl geben Grund zur Sorge, es ist die „Qualität“ der „Wolfsbegegnungen“ – der Wolf wird frech, niemand setzt ihm Grenzen und: „wenn jetzt nichts passiert wird’s gefährlich“.

Wenn solch eine Warnung aus den Reihen der Wolfsberater kommt, muss man nicht in Hysterie verfallen – aber sie sehr ernst nehmen.

Sie beraten derzeit intensiv über die letzten Entwicklungen und suchen nach einer vernünftigen und praktikablen Strategie. Nur was nützt das, wenn praktische Hinweise und Warnungen aus ihren Reihen ungehört bei einigen Ideologen auf Regierungsebene verhallen? Von denen wurden sie zwar als Fachleute erst installiert, dann aber bei einzelnen Entscheidungen übergangen und nun scheinbar ignoriert – ein Supergau bei diesem heiklen Thema…

Dabei sind wir alle ganz dringend auf diese Praktiker angewiesen. Das ganze Geschrei von hyperventilierenden Befürwortern oder Gegnern des Wolfes, wenn irgendwo wieder dessen „Schwanz gesichtet wird“, bringt gar nichts. Praktische Erfahrungen sind die Basis für einen Erfolg des Naturschutzes und für die Akzeptanz in der Bevölkerung. Nur ein schnelles Umsetzen von daraus erfolgenden Erkenntnissen wird ihn langfristig sicherstellen können.

Und dazu sollte man mal an die denken, die hinter dieser Arbeit stehen: Das sind in ihrer Vielzahl keine Strickmützen tragenden Spinner, sondern verantwortungsvolle, kompetente Menschen, die sich Gedanken und Sorgen machen, und auch noch den Kopf hinhalten müssen für jede ihrer Entscheidungen.

Was wird ihnen aufgeladen, wenn sie jetzt kein Gehör finden und es tatsächlich zu einer blutigen Mensch-Wolf-Begegnung kommt?

Müssen sie dafür dann ihren Kopf hinhalten? Und wo werden die Ideologen sein?

P.S.: Nur dass das nicht missverstanden wird:
Dies ist keine Aufforderung die Wölfe totzuschießen, es ist eine Mahnung auf die Experten zu hören!

Titelfoto: Montage

Beiträge zum Thema Wolf:

https://www.suderburg-online.de/erneuter-wolfsriss-jetzt-in-wichtenbeck/

https://www.suderburg-online.de/wolfsriss-am-hardausee/

https://www.suderburg-online.de/weidetierhalter-vs-wolf/

https://www.suderburg-online.de/isegrim/

https://www.suderburg-online.de/im-fall-des-falles-umgang-mit-verletzten-woelfen/

https://www.suderburg-online.de/landkreis-stellt-flyer-zum-thema-wolf-bereit/

https://www.suderburg-online.de/otte-wolfsmanagement-muss-geplant-sein/

 

 

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Ein Kommentar

  1. ap Autor des BeitragsAntworten

    Nachtrag:

    Im aktuellen SPIEGEL Nr. 16 findet man unter dem Titel „Nicht wegrennen“ ein Interwiev mit dem italienischen Ökologen Luigi Boitani, der über eine 40-Jährige Erfahrungen mit Wölfen verfügt.

    Er bezeichnet sich selbst als Artenschützer, „…aber ich gehöre nicht zu den Wolfsliebhabern, für die jedes Tier heilig ist und unter allen Umständen geschützt werden muss. Mit dieser Haltung tut man auch den Wölfen keinen Gefallen. …“

    Er empfiehlt nicht in Panik zu verfallen, sondern: „Die Politik muss sich die richtigen Berater holen – weder missionarische Wolfsschützer noch Interessengruppen wie Jäger oder Schäfer. Es gibt sehr gute Leute in Deutschland. Gemeinsam mit solchen Experten kann man ein nationales Forum aufbauen…“

    Und er berichtet von anderen Ländern, deren Erfahrungen sich Deutschland zunutze machen kann.
    Ein Beispiel aus der Schweiz, das typisch ist für dieses Land: „Wenn Sie ein Wolf sind und in der Schweiz leben wollen, sind sie willkommen und stehen unter Artenschutz. Sie dürfen auch Schafe reißen. Aber höchstens 25. Beim 26. Schaf sind sie tot. …“

    Ich kann nur jedem ernsthaft Interessierten empfehlen, den ganzen Artikel zu lesen. Er bestätigt auf ganzer Linie die Forderung pragmatisch mit dem Thema umzugehen und auf die Experten zu hören.
    Andreas Paschko

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