Aus dem Bürgermeisteramt, Mai 2015

Liebe Bürgerinnen und Bürger,
in dieser Kolumne will ich mich nur einem Thema zuwenden. Die AZ berichtete am 21.5. ausführlich über den ersten umfassenden Artenschutz-Report des Bundesamtes für Naturschutz (BfN),
einer Behörde mit 340 Mitarbeiter/innen. Vom Artensterben und von Roten Listen bedrohter Tier- und Pflanzenarten haben wir ja alle schon gehört, aber das Ergebnis des Reports hat mich doch erschüttert: Von den aktuell untersuchten 11.000 Tierarten sind 30 % bestandsgefährdet, bei den wirbellosen Tieren, zu denen hauptsächlich die Insekten zählen, gelten sogar 46 % als bestandsgefährdet. Erschreckend auch die aktuelle Situation der Brutvogelarten. Über die letzten 12 Jahre nahmen 34 % von ihnen in ihrem Bestand ab.

Das BfN benennt als Ursache dafür die intensive Land- und Forstbewirtschaftung. Die Landwirtschaft ist ein wichtiges Standbein der Volkswirtschaft und spielt eine wesentliche Rolle für den Erhalt und die Entwicklung unserer Kulturlandschaft. Aber die zunehmende Intensivierung der Bewirtschaftung mit großen Monokulturen führt der Artenschutz-Report eindeutig als Hauptverursacher des Artenrückgangs an. Ein Beispiel sei genannt. Extensive Grünland- und Brachflächen sind enorm wichtig für das Überleben zahlreicher Tier- und Planzenarten, aber seit fünf Jahren sind die Grünlandflächen bundesweit um 5 % zurückgegangen. Die Fortschreibung des Landschaftsrahmenplans von 2012, erstellt vom Landkreis Uelzen (!), kommt übrigens zum gleichen Ergebnis: Sie sieht als Gefährdungspotenzial für naturnahe Gebiete den Umbruch oder die intensive Nutzung von Gründland.

Als zweiten Hauptverursacher sieht der Artenschutz-Report die Forstwirtschaft. Während kreisweit 34 % der Kreisfläche von Wäldern bedeckt sind, besteht die Fläche der Gemeinde Suderburg aus 60 % Waldanteil, überwiegend Monokulturen aus Kiefernbeständen, die nur relativ wenig Tierarten Rückzugsmöglichkeiten bieten. Für einen Artenschutz sind aber Mischwälder und ein Anteil an nicht bewirtschafteten Waldflächen überlebenswichtig. Der derzeit starke Nutzungsdruck führt zur zunehmenden Altholzentnahme in unseren Wäldern. Totholz hat aber eine wichtige Funktion für viele Pflanzen und Tiere, so die Autoren der Studie. Selbstverständlich weist der Artenschutz-Report auch auf Erfolge hin, die durch erhebliche Anstrengungen wie durch eine enge Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Naturschutz und durch Förderprogramme erreicht wurden.

Das BfN hat Deutschland insgesamt betrachtet. Ob der Rückgang der Arten in dem großen Umfang in unserer Region auch zutrifft, vermag ich nicht zu beurteilen. Immerhin erfreuen wir uns ja im Suderburger Land noch eniger landschaftsgliedernder Gehölze und oft kleinteiliger strukturbestimmter Landschaften. Und es gibt viele, wenn auch oft nur kleinere Gebiete mit hoher Bedeutung für Artenerhalt. Z.B. Naturschutzgebiete wie das Kiehnmoor oder den Mönchsbruch, die Stahlbachniederung, Räberspring, Teile des Gerdau- und Hardautales oder die Flächen des Landwirtschaftsmuseum.

In letzter Zeit wurden zudem in unserer Region von Landwirten weitere Windschutzstreifen angelegt. Es entstanden Neuanpflanzungen von Gehölzen als Ausgleich für Windanlagen und Wegebau. Ich glaube aber, wir können mehr tun, um den Artenrückgang zu stoppen und vielen Tier- und Planzenarten wieder vermehrt Lebensraum bieten. Warum beispielsweise sind im Suderburger Land so wenige Blühstreifen an den Straßen- und Wegeränder zu sehen?

Wegerandstreifenprogramme werden anderswo (auch im Landkreis) umgesetzt und tragen einen Teil zur wichtigen Biotopvernetzung bei. Wir sollten in der Gemeinde alle Fördermöglichkeiten ausschöpfen und das Gespräch mit allen Beteiligten führen.
Dies geht nur in einem Miteinander aller Beteiligten, dazu trage ich gerne bei.

Ihr Bürgermeister
Hans-Hermann Hoff.

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