2020 wird ein Rekordjahr für Zecken: Sie sind überall

(Zecken reagieren auf Geruch, auf Wärme und auf ausgeatmetes Kohlendioxid. Wie zum Beweis der Artikelüberschrift, taucht beim Schreiben des Artikels eine Zecke auf dem Terrassentisch auf und krabbelt zielstrebig zum warmen Luftstrom des Notebooks...)

Nun sind sie wieder in Massen aktiv und Experten warnen davor: In diesem Jahr ist mit ganz besonders vielen Zecken zu rechnen.

Ein Grund dafür sind die erhöhten Temperaturen der letzten Jahre und die milden Winter, durch die sich Mäuse und andere Nager stark vermehren konnten. Und weil Zeckenlarven vorwiegend Mäuse befallen, profitieren die Blutsauger von deren Überpopulation…

Die einheimische Zecke („Gemeiner Holzbock“), ist ein weltweit verbreiteter Parasit, der sich von Blut ernährt – ähnlich wie die Stechmücke. Die Zecke zählt biologisch zur Klasse der Spinnentiere (zu erkennen an den acht Beinen) und hier zur Gruppe der Milben.

Zum Überleben braucht sie ein Umfeld mit einem gewissen Grad an Feuchtigkeit – an trockenen, heißen Standorten stirbt sie. Das Risiko von ihr gestochen zu werden, ist also besonders hoch in Laub- und Mischwäldern, am Waldrand, auf verwilderten Grünflächen mit dichtem Bewuchs und in Parks, Gärten und auf Friedhöfen. Hier gibt es genügend schattige Plätze, die die Feuchtigkeit länger halten.

Warum Zecken gefährlich sein können

Die Zecke ist als potentieller Überträger von Krankheiten gefürchtet: Sie kann FSME-Viren oder Borrelien übertragen.
– FSME ist eine Hirnhautentzündung, die neurologische Schäden nach sich ziehen und sogar tödlich enden kann. Gegen FSME kann man sich impfen lassen. Zecken mit FSME sind besonders in ganz Süddeutschland sowie Thüringen und Hessen verbreitet.
– Borrelien sind Bakterien, die die chronische Erkrankung Borreliose auslösen können. Krankheitsverlauf und Symptome sind von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. Die Borrelien-Infektion kann verschiedene Organe betreffen und befällt vor allem die Haut, Gelenke und das Nervensystem.
Zecken mit Borrelien kommen überall in Deutschland vor.

Ist die Zecke mit Krankheitserregern infiziert, gelangen diese über den Stechapparat, aus den Speicheldrüsen oder dem Darm der Zecke, in den Körper des Blutwirts. Dabei steigt die Gefahr einer Übertragung an, je länger die Zecke unentdeckt in der Haut feststeckt. Das können im Extremfall bis zu 14 Tage sein, denn im Vergleich zu Stechmücken brauchen Zecken viel mehr Blut.
Es kommt also darauf an, sie umgehend zu entfernen nachdem man sie entdeckt hat.

Prävention ist der beste Schutz

Besser ist es allerdings, zu vermeiden dass Zecken überhaupt Zugang zu einer Einstichstelle finden. Dabei helfen lange Kleidung, Socken über die Hose ziehen, festes Schuhwerk und spezielle Sprays. Außerdem ist es sinnvoll, sich nach jedem Aufenthalt im Freien gründlich nach Zecken abzusuchen. Dafür hat man im allgemeinen sogar die Zeit, denn Zecken suchen an ihren Opfern immer erst eine geeignete Stelle, um festen Halt zu haben. Beim Menschen sind das vielfach die Achselhöhlen oder der Genitalbereich.

Diese Zecke sucht noch nach einer geeigneten Stelle für ihren Stich.

Für das Entfernen einer Zecke sollte man eine spezielle Pinzette, eine Zeckenkarte oder ein Zecken“lasso“ verwenden (sprechen Sie mit Ihrer Apotheke). Mit ihnen wird verhindert, das durch Druck auf den Parasiten ungewollt infizierte Flüssigkeit in die Stichwunde gedrückt wird. Stehen diese Werkzeuge nicht zur Verfügung, kann man aber auch z.B. die Fingernägel nehmen. Wichtig ist es, die Zecke möglichst weit unten zu greifen (also direkt über der Haut), und langsam herauszuziehen.

Die Einstichstelle sollte in der Folgezeit regelmäßig auf Veränderungen untersucht werden. Treten ungewöhnliche oder ringförmige Rötungen auf: Sofort zum Arzt.

Wissenswertes

Kann sich eine Zecke ungestört vollsaugen, erreicht sie das 200fache ihres ursprünglichen Körpergewichts und kann mit dieser Blutmahlzeit sehr lange überleben. (Bei Laborversuchen konnten Zecken bis zu zehn Jahre lang ohne weitere Nahrung auskommen, in freier Natur leben sie im Durchschnitt drei bis fünf Jahre.)

In letzter Zeit liest man viel über Hausmittel gegen Zecken. Dazu gehören z.B. Schwarzkümmel- oder Kokosöl. Wenn Sie häufig mit den Plagegeistern zu tun haben, kann ein Versuch sicher nicht schaden.
In verschiedenen Onlineforen findet dazu ein reger Austausch statt.

Zu den einheimischen Zecken gesellen sich immer mehr Exoten.
Dazu die folgenden Links:

Neue gefährliche Zecken-Art in Deutschland gefunden
Ein Forscher-Team hat in Deutschland Zecken der in den Tropen beheimateten Gattung Hyalomma gefunden. Eine der Zecken trug den Zecken-Fleckfieber-Erreger in sich. Die Experten befürchten, dass sich die gefährliche Art auch hierzulande ausbreiten könnte…

Neue Riesen-Zecke in Deutschland aufgetaucht – sie überträgt gefährliches Virus

Stuttgart – Sie sind wesentlich größer als die hier bekannten Zecken, sie können Menschen wittern und Dutzende Meter weit verfolgen. Nun haben Hyalomma-Zecken aus Afrika und Südeuropa das erste Mal nachweislich in Deutschland überwintert...
(Foto: Größenvergleich einer einheimische Zecke mit einer Hyalomma. Quelle: Deutsches Ärzteblatt)

Überträger des Krim-Kongo-Virus. Milder Winter begünstigt neue Riesenzecken
Kalte Temperaturen sind schlecht für Zecken – doch mit den milder werdenden Wintern haben es die Parasiten in Deutschland leichter. Auch eingeschleppte tropische Riesenzecken überleben mittlerweile die kalte Jahreszeit. das ist ein Problem, denn sie können tödliche Erreger übertragen...

Empfehlenswertes Video:
Erste Hilfe für Kinder – Zecken richtig entfernen

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