Neue Ideen braucht das Land

„Der Unfriede ist gesät.“ So titelt die Lokalzeitung am 28.8. S. 5 zum erbitterten Streit in Bienenbüttel darüber, welcher Radweg denn nun zuerst zum Landkreis Uelzen gemeldet und gebaut werden soll: der von Varendorf nach Steddorf oder der von Hönkenmühle nach Edendorf. Ebenso Dauer-Ärger unter den Beteiligten beim Radwegeprojekt Gr. Liedern-Lehmke.

Gibt es nun auch Zoff um die Radwegwünsche in Suderburg? Bargfeld-Bahnsen (3 km, Kostenanteil der Gemeinde 100.000 €) oder Böddenstedt-Suderburg (2,5 km, Kostenanteil Gemeinde 150.000 €), das ist hier die Frage.

Keine Radwegeplanung

Schuld an solchen Querelen, bei denen ggf. auch Ortsteile gegeneinander ausgespielt werden, ist die kaputte Radwegepolitik des Landkreises an seinen Kreisstraßen.

An sich hat der Landkreis als Straßenbaulastträger die Radwege allein zu planen, zu bauen zu bezahlen und zu unterhalten, von Straßenverkehrsrechts wegen. Anders hier: Es gibt beim Landkreis Uelzen kein eigenes Konzept für ein kreisweites, gemeindeübergreifendes Radwegenetz, in dem nach Dringlichkeit (wegen der Verkehrssicherheit), oder z.B. nach Wichtigkeit wegen des Tourismus, Prioritäten dazu entwickelt worden sind, wann, wo und warum da oder dort ein Radweg gebaut werden soll oder muss. Da hält man sich lieber raus. Man folgt unbesehen den Vorschlägen der Samtgemeinden pp. und damit einem heute in der Politik allgemein gängigen Vorgehen bei unpopulären Entscheidungen: sie werden entweder nicht getroffen, oder – wie hier – auf andere abgeschoben. Das kann dann schon mal dazu führen, dass in Bad Bodenteich ein nicht so wichtiger Radweg gebaut wird, weil er „dran“ ist, anstatt eines etwa für Schulkinder wichtigen Weges in Rosche. Und bei der Finanzierung ist der Landkreis auch nicht kleinlich: die Gemeinden müssen neben einem Anteil von 30% die Kosten bis zur Baureife (Grunderwerbs- und Planungskosten) vorfinanzieren, was ihnen natürlich bei der schamlos hohen Kreisumlage nicht leicht gelingt. Folge: Mangel an baureifen Anträgen, weil sich die Gemeinden keine Schubladenplanungen leisten können.

Der Rat entscheidet

So muss sich denn nun der Suderburger Rat in seiner Sitzung am 19.1.2015 mit den vom Straßenbaulastträger nicht gemachten Hausaufgaben selbst herumquälen. Aber vielleicht wird es doch nicht so schwer: sinnvoll wäre natürlich ein Radweg von Bargfeld nach Bahnsen als Lückenschluss für einen durchgängigen Radweg zwischen B 4 und B 71, nachdem der Radweg von Gerdau nach Bargfeld in trockenen Tüchern ist. Er ist länger und doch um 50.000 € günstiger, weil Gerdau für seinen Anteil mit bezahlt. Zudem: auch Gerdau will diesen Radweg, das ist beschlossene Sache.

Und doch hat ein Radweg Böddenstedt-Suderburg – obwohl teurer- die besseren Karten: nicht weil – wie von dort behauptet – ein früherer Beschluss dafür vorliegt, was sich durch meine Ratsanfragen als unzutreffend erwies, und auch nicht, weil das Herz unseres Fachbereichsleiters für Böddenstedt schlägt, sondern ganz schlicht und einfach, weil in Böddenstedt mehr Wähler wohnen.

Meine Meinung

Der z.Zt. wichtigste Radweg kreisweit überhaupt wäre jedoch ein Radweg von Suderburg (B4) nach Stadensen, für Suderburg wichtig wegen der bekannten Symbiose zwischen Suderburger Schwimmbadbedarf und dem Stadensener Sommerbad (Verkehrssicherheit für Kinder!), für den Landkreis wichtig als eine Radwegemagistrale des Südkreises, Teil einer Verbindung Bodenteich-Brockhöfe, und als eine Querverbindung zwischen den Fernradwegen (Hameln-Lübeck, Harz-Heide).

Aufgrund einer fehlenden kreisweiten Radwegepolitik kann ein samtgemeindeübergreifender Radweg von Suderburg nach Stadensen ohne die Beteiligung der Samtgemeinde Aue nicht zum Zuge kommen. Aue hat, jedenfalls bisher, andere Radwege im Sinn. Deswegen habe ich im Bauausschuß den Vorschlag gemacht, zusätzlich zu einem Radweg Böddenstedt-Suderburg oder Bargfeld-Bahnsen als Anhängsel die letzten 250 m auf Suderburger Gebiet östlich der B4 in Richtung Stadensen mit auszubauen als Symbol für die große Bedeutung dieser Radwegeverbindung. Man hätte dann auch gleich die Gefährlichkeit der Passage über die B4 bewältigt, denn eine verkehrsrechtlich und bautechnisch geordnete Querung ist immer noch besser als der heutige Zustand. Es gibt keine Richtlinie, die ein solches Vorgehen verbieten würde, z.B. Bildung von Abschnitten, und die Länge eines Radweges war bei der Vergabe an die einzelnen Gemeinden – merkwürdiger Weise – noch nie maßgeblich. Voraussetzung für ein solches unkonventionelles Vorgehen wäre allerdings, dass mancher aus den Fesseln des bürokratischen Denkens heraustritt, was unserer Bauverwaltung offensichtlich Probleme bereitet. Draußen dagegen gilt: „geht nicht, gibt‘s nicht“ oder „nichts ist unmöglich“.

Götz Schimmack

Siehe auch: Mal über’n Terrand schauen…

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