„De Bämser Dagfahrt“: Tagung mit neuem Vorstand

Drei Tage Programm bot auch die 71. Auflage der Bevensen-Tagung, „de Bämser Dagfahrt“. Mit morgendlichen Schulprogramm ging es am Freitag los. Die engagierte Pädagogin und Illustratorin Heidrun Schlieker hatte eine Grundschulklasse in Himbergen, deren Schülerinnen und Schülern sie, wie bereits in den vergangen Jahren, eine Menge „Plattdüütsch“ vermittelte.

Nach langer Pause gab es nun auch wieder einen plattdeutschen Vormittag an der KGS. Hier wurde das Plattdeutsch den Fünftklässlern vom pensionierten Lehrer Carl-Heinz Dirks aus Ostfriesland in einer Doppelstunde näher gebracht. Auch im nächsten Jahr soll es wieder einen KGS-Termin geben, so wurde abgesprochen.

Am Nachmittag gab es dann die offizielle Eröffnung der Tagung durch die 1. Vorsitzende Ingrid Straumer. Sie hielt einen Rückblick auf die vergangenen Jahrzehnte und hatte aus viel Material einen ca. 75-minütigen Beitrag, teilweise auch mit Hörproben aus früheren Tagungen aufgepeppt, erstellt und dem interessierten Publikum vorgetragen. Danach gab es eine Pause, die zum Austausch und gemeinsamen Essen in einer der Bevenser Gaststätten genutzt wurde, bevor es dann um 20 Uhr hieß : „Vorhang auf für Anke Gohsmann und Wolfgang Kniep“, die besinnliche Lieder und Geschichten zum „Smüstern“ vortrugen. Die Veranstaltung war etwas getragen, es fehlte ihr ein wenig der Schwung, was aber der Gesamtstimmung keinen Abbruch tat.

Der neue Vorstand (von links): Kassenwart Andreas Berlich, Beisitzende Marianne Römmer, Vorsitzende Marianne Ehlers, Stellvertretender Vorsitzender Niels Tümmler und Schriftführer Jürgen Müller.

Schon am nächsten Morgen um 09:00 Uhr war zur Mitgliederversammlung geladen worden. Es war an der Zeit für Neuwahlen, denn Ingrid Straumer, die drei Jahre lang die 1. Vorsitzende war, trat aus persönlichen Gründen nicht erneut an. So wurde dann die bisherige 2. Vorsitzende Marianne Ehlers einstimmig zur Nachfolgerin gewählt. Ihren Posten des Stellvertreters nimmt nun Niels Tümmler ein, der ebenfalls einstimmig gewählt wurde. Für die Kasse ist zukünftig Andreas Berlich zuständig, der Udo Fricke nachfolgt. Für 28 Jahre Tätigkeit als Kassenwart gab es für Fricke ein großes Dankeschön und auch Ingrid Straumer erhielt für ihre jahrelange aktive Vorstandsarbeit viele Dankesworte und ein Präsent. Als Schriftführer bleibt Jürgen Müller im Amt. Auch er wurde mit allen Stimmen im Amt bestätigt.

Nach einer kurzen Pause gab es dann noch einige Vorträge über z.B.  „Platt im NDR“ und Anwesenden erhielten Auskünfte über das Fortbestehen des „INS“. Diesem Verein wurden trotz großer Proteste zum Ende des Jahres 2017 die Landesmittel der beteiligten „Nordländer“ gestrichen, so dass es jetzt überwiegend ehrenamtlich weitergehen muss und auch wird. Diesntleistungen, die bisher kostenfrei waren müssten nun in Rechnung gestellt werden, so erfuhr das Publikum.

Nach der Mittagspause gab es dann das beliebte „Op de Kist“. in diesem Jahr trugen 19 TeilnehmerInnen ihre Geschichten und Gedichte vor. Das Publikum kam in den Genuss wunderbarer Vorträge in den verschiedensten Dialekten vom holsteinischen bis zum ostfälischen Platt war nahezu alles dabei.

Am Abend war dann die Niederdeutsche Bühne Ahrensburg in einem Zwei-Personen-Stück zu sehen und die Zuschauer im gut besetzten Kursaal erlebten einen amüsanten und kurzweiligen Abend.

Am letzten Tag fand der plattdeutsche Gottesdienst unter guter Beteiligung statt und dann gab es um 11 Uhr im Kurhaus die Preisverleihung. Im Pressetext der Stadt Bad Bevensen heißt es dazu:

„Mit der Verleihung des Johannes-Saß-Preises endet am Sonntag die 71. Bevensen-Tagung. Dr. Klaas-Hinrich Ehlers, Privatdozent am Institut für deutsche und niederländische Philologie der Freien Universität Berlin, nimmt die Urkunde aus den Händen der neue Vorsitzenden Marianne Ehlers entgegen. Zuvor erläutert er den Inhalt seines Buches, durch das er von der Jury für den Johannes-Saß-Preis ausgewählt worden ist.
Ehlers wird für seine Studie „Geschichte der mecklenburgischen Regionalsprache seit dem Zweiten Weltkrieg – Varietätenkontakte zwi-schen Alteingesessenen und immigrierten Vertriebenen“ geehrt. Sie ist Ergebnis eines vierjährigen Forschungsprojekts. „Die Mitglieder der Jury waren die ersten Leser meines Buches. Es handelte sich um eine Korrekturversion“, schildert Ehlers. Der Sprachwissenschaftler untersucht, welchen Einfluss die Immigration von zwölf Millionen Geflüchteten und Vertriebenen aus den ehemaligen Ostgebieten nach dem Zweiten Weltkrieg auf den Rückgang des Niederdeut-schen hatte. Diese Entwicklungen erklärt er am Beispiel einer Region im Norden Mecklenburgs, in der der Anteil der Flüchtlinge teilweise über 50 Prozent lag. „In der DDR war es ein Tabuthema“, weiß der Preisträger. Doch für Ehlers war es kein großer Aufwand, schlesische und böhmische Plattsnacker zu finden. Ganz im Gegenteil: „Ausgerechnet die Nachfahren der Zugezogenen sprechen mecklenburgischer als die Mecklenburger selber“, lautet sein Fazit.“ (www.bevensen-ebstorf.de/desktopdefault.aspx/tabid-4885/9468_read-80492/).

Glückwünsche für den Preisträger: Bürgermeister Martin Feller (links) und der stellvertretende Stadtdirektor Thomas Fisahn (rechts) gratulieren Dr. Klaas-Hinrich Ehlers.

Das Rahmenprogramm für die verleihung des Preises gestaltete das Duo Noordlücht aus Reppenstedt bei Lüneburg.

Im nächsten Jahr heißt es dann zum 72. mal “ Es ist Bämser Dagfahrt“, dann am dritten vollen Wochenende im September. Für den Kalendereintrag: 72. Bämser Dagfahrt vom 20.-22. September 2019!

Bilder: J.Nolting, SG Bevensen-Ebstorf

 

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