Der Streit um den „richtigen“ oder gar „gerechten“ Lohn erhitzt die Gemüter so lange es Unternehmen und Mitarbeiter gibt. Gerade im Einzelhandel, wo der Verkäufer bzw. weitaus häufiger die Verkäuferin das Aushängeschild des Unternehmens und die wesentliche Schnittstelle zum Kunden ist, entscheidet die Beantwortung dieser Frage über den Unternehmenserfolg.
Fakt ist, laut einer Studie des Instituts für Berufs- und Arbeitsmarktforschung (IBA), dass rund 44 % aller Beschäftigten im Einzelhandel Teilzeitkräfte sind, weit mehr als in anderen Branchen. Fakt ist auch, dass mehr als die Hälfte (55 %) der Beschäftigten – so die Studie – keinen Tarifvertrag haben.
Folglich liegt der Durchschnittslohn einer Verkäuferin/eines Verkäufers in Vollzeit nach Angaben einer Studie im Auftrag der Hans Böckler Stifung bei 1.890.-€ und damit weit unterhalb anderer Wirtschaftszweige. Dabei verdienen Männer im Durchschnitt 9 % mehr als Frauen, Verkäuferinnen/Verkäufer in Westdeutschland 10 % mehr als die Kolleginnen und Kollegen in Ostdeutschland und Textil-Einzelhändler bezahlen 13 % weniger als der Durchschnitt aller Einzelhändler.
Trotz dieser vergleichsweise schlechten Bezahlung sind hohe Belastungen durch die Lohnkosten – so das IBA – ein Hauptthema im Personalmanagement der Einzelhandelsunternehmen, dicht gefolgt von Problemen, geeignete Fachkräfte zu finden, insbesondere solche mit speziellen Zusatzqualifikationen.
Dies macht deutlich, dass der Einzelhandel den Spagat zwischen geringen Lohnkosten infolge des Wettbewerbs- und insbesondere Preisdrucks auf der einen Seite und der notwenigen Qualifikation der Verkäuferinnen und Verkäufer vor dem Hintergrund zunehmender Ansprüche der Kunden auf der anderen Seite, bewerkstelligen muss. Die Suche nach dem „richtigen“ oder „gerechten“ Lohn muss also beide Perspektiven enthalten: Den betriebswirtschaftlichen Aspekt und die Perspektive der Verkäuferin bzw. des Verkäufers. Zu hohe Löhne und damit zu hohe Kosten stellen den Unternehmenserfolg in Frage. Zu niedrige Löhne aber auch. Denn nur motivierte und qualifizierte Mitarbeiter sind gute Mitarbeiter und sorgen für den notwendigen Umsatz.
Termin vormerken: 22.10.2013 „Markt der Möglichkeiten“ in der Ostfalia Hochschule, Campus Suderburg
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Die Kolumne von Prof. Dr. Arnd Jenne, zuständig für Handelsmanagement an der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften in Suderburg berichtet über aktuelle Projekte aus Handel und Logistik.