‚Das Bild kennst du‘, schoss es mir durch den Kopf, als ich heute Morgen dieses Foto sah. Es ist eines von 23 Fotos aus der syrisch/türkischen Grenzregion, in der zigtausende Menschen – vor allem Frauen und Kinder – unter schlimmsten Umständen vor der geschlossenen türkischen Grenze ausharren.
Es ist natürlich anders als jenes, das ich 1969 als Schüler vom Fotografen Hanns-Jörg Anders persönlich überreicht bekam. Anders hatte unsere Klasse aus Verbundenheit zu unserem gemeinsamen Lehrer Siegfried Utermarck besucht, kurz nachdem er die Auszeichnung „Pressefoto des Jahres“, 1969, erhalten hatte. Wenn ich es recht erinnere, hatte er nach seiner Schulzeit eine kaufmännische Ausbildung bei Foto-Tegeler in Uelzen absolviert, bevor er später als freier Fotograf für den „Stern“ und andere Zeitschriften und Magazine arbeitete.
Auf dem Foto sieht man einen irischen Katholiken, der mit einer Gasmaske vor einer Wand mit der Graffiti-Inschrift „We want peace“ steht, nur einen Augenblicke vor einem Tränengas-Angriff britischer Truppen.
Der Bürgerkrieg in Nordirland eskalierte 1969 zu einem Höhepunkt, die Bevölkerung war aufgrund jahrzehntelanger Auseinandersetzungen erschöpft und wund. Der Konflikt dauerte dann noch rund 30 Jahre an und ist auch heute noch nicht vollständig beigelegt.
Bei den Kämpfen kamen annähernd 4.000 Menschen ums Leben – eine geradezu verschwindend geringe Zahl zu den Verhältnissen in Syrien heute: 470.000 Tote werden von einer aktuellen Statistik als Opfer des im fünften Jahr andauernden Bürgerkriegs angegeben…
„We want peace“… das steht nicht an der Wand auf dem Foto des Fotografen Bunyamin Aygun (www.watson.ch). Aber das ist auch nicht nötig. Es steht klar und deutlich in den Augen des kleinen Mädchens geschrieben, dass sich an einem Paket Windeln festhält.
Diese Augen und dieses Gesicht brauchen keinen Text: Angst, Hoffnungslosigkeit, Verzweifelung, Trostlosigkeit, Trauer und stumme Fragen… das alles drücken sie aus.
Wann hört dieser Wahnsinn auf?
Und wenn die Mächtigen dieser Welt schon nicht in der Lage sind diesen Konflikt zu beenden:
Warum macht ihr denn nichts wenigstens die Grenzen auf und bietet diesen Kindern Schutz?
Sie möchten doch nur eins: Ü B E R L E B E N ! ! ! …