Viele Corona-Fälle in Pflege- und Altenheimen

Aktuell sind in Deutschland fast 61.913 Menschen mit dem Sars-CoV-2- Virus infiziert, 583 Menschen sind bereits an den Folgen gestorben.
Auch wenn 16.100 inzwischen wieder genesen sind, geht der Chef des Robert Koch-Instituts (RKI), Prof. Dr. Lothar H. Wieler, auf seiner heutigen Pressekonferenz davon aus, dass die Sterberate weiter ansteigen wird: „Wir haben jetzt auch sehr viele Fälle in Pflege- und Altenheimen, da leben die besonders betroffenen Risikogruppen.“

Deutschland hat insgesamt 3,41 Millionen Pflegebedürftige, von denen 813.300 in vollstationären Pflegeheimen lebten. 756.600 (92%) von ihnen sind 65 Jahre alt oder älter. (Das sind Zahlen von Ende 2017, aktuellere liegen leider nicht vor)

Auch wenn das Durchschnittsalter von den in Deutschland an Covid-19 gestorbenen Personen bisher bei 80 Jahren liegt und es aufgrund der Corona-Pandemie derzeit strenge Zugangs- und Besuchsbeschränkungen in Pflege- und Altenheime gibt: Das Ansteckungsrisiko für Heim-Bewohner und Pflegekräfte ist ungleich höher wenn es unter ihnen zu einer Erkrankungen kommt – und auch bei Jüngeren gibt es ein Sterberisiko.

In Niedersachsen nimmt die Zahl bestätigter Corona-Infektionen in Senioren- und Pflegeheimen aktuell weiter zu. In einer Einrichtung bei Peine steckten sich 13 der etwa 90 Bewohner sowie drei Beschäftigte mit dem Erreger an, in Wolfsburg starben 17 Menschen nach einer Coronavirus-Infektion und auch in Wildeshausen gibt es zwei Tote.
Das Land Niedersachsen hat nun einen Aufnahmestopp für Pflegeheime angeordnet. Ausnahmen werden nur gemacht, wenn das Heim für neue Bewohner eine 14-tägige Quarantäne sicherstellen kann.

Auf der heutigen Pressekonferenz machte Wieler aber auch auf ein neues Detail des Forschungsstandes aufmerksam: Demnach schadet das Coronavirus nicht nur der Lunge, sondern auch dem Herzen. „Viele Erkrankte erleiden eine Herzmuskelentzündung“, so Wieler, „in Italien sind 25 Prozent der verstorbenen Personen letztlich wegen des Herzens verstorben und nicht wegen Schäden an der Lunge“.


„Ich möchte alle Menschen bitten, die Krankheit ernst zu nehmen
und sich an das Abstandsgebot zu halten. „

Chef des Robert Koch-Instituts (RKI), Prof. Dr. Lothar H. Wieler

Ein bedauerlicher Grund für Wieler ist, sich über Menschen ärgern zu müssen, die das Virus nach wie vor nicht ernst genug nehmen oder die Gefährlichkeit sogar leugnen und sie als Medienhype abtun: „Je mehr Menschen Covid-19 als ernste Gefahr einstufen, desto besser“.

Zwei Zahlen sind für ihn alarmierend:
– Demnach wissen 89 % der Deutschen, dass sie daheim bleiben sollen, aber nur 77 % halten sich daran.
– Darüber hinaus wissen 89 % der Umfrageteilnehmer, dass man sich bei Symptomen in Quarantäne begeben muss – aber nur 63 Prozent tun das dann auch…

Die in Jena eingeführten Maskenpflicht befürwortet Wieler, denn auch ein selbst gebauter Mund-Nasen-Schutz hält Tröpfchen nach dem Niesen oder Husten davon ab, umherzufliegen. Sogenannte FFP2-Masken sollen aber dem medizinischen Personal vorbehalten bleiben.


„Der Mund-Nasen-Schutz dient dem Schutz anderer vor einer Infektion.
Wenn jemand selbst infiziert ist, dann sorgt der Schutz dafür,
dass die Tröpfchen nicht so weit fliegen können.“


Andreas Paschko

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