„Ländliches Wohnen und Arbeiten im 16. Jahrhundert“ ist der Titel der neuen Dauerausstellung im Museumsdorf Hösseringen. Sie vervollständigt seit dem Wochenende die Präsentation des Hauses aus Oldendorf (Luhe), welches im Jahre 2004 aus dem Landkreis Lüneburg nach Hösseringen umgesetzt wurde.
Star der Eröffnungsveranstaltung war eines der kleinsten Exponate: Die – so der museumsinterne Titel – „Venus aus Oldendorf“. Das Konterfei der leicht bekleideten Dame ziert das Fragment einer Fensterbierscheibe, welches bei Ausgrabungen im Zuge der Umsetzung des Gebäudes gefunden worden ist. Solche Scheiben wurden nach norddeutscher Sitte bei der Einweihung eines neuen Hauses verschenkt – in diesem Fall vor mehr als 400 Jahren!
Das Haus aus Oldendorf wurde 1596 am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges errichtet. Thema der Ausstellung ist dementsprechend die Agrargeschichte des „langen 16. Jahrhunderts“, einer bislang wenig erforschten Epoche relativen Wohlstands. „Nur wer eine Vorstellung davon hat, wie Menschen früher lebten, ist in der Lage, in die Zukunft zu schauen“, sagte der Präsident der Klosterkammer Hannover, Hans-Christian Biallas, dazu in seiner Eröffnungsrede.
Zweiter Aspekt der Exposition ist die Geschichte des Hauses und seiner Bewohner, die vom 16. Jahrhundert bis in das Jahr 2004 reicht. Zuletzt wurde es als Veranstaltungssaal und schließlich als Toilettenraum der Oldendorfer Gastwirtschaft genutzt.
Mit der neuen Ausstellung konnte in Hösseringen ein Projekt zum Abschluss gebracht werden, dass das Museumsteam bereits seit Beginn der 1980er-Jahre beschäftigt. Damals stand das denkmalgeschützte Haus vor dem Verfall. Es handelt sich um eines der bedeutendsten ländlichen Baudenkmale aus dem 16. Jahrhundert in Niedersachsen.
Museumsdorf Hösseringen
Titelfoto: Dr. Kathrin Höltge vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur, Hans-Christian Biallas, Präsident der Klosterkammer Hannover, und Museumsleiter Dr. Ulrich Brohm
Rechts: Dr. Ulrich Brohm, Dr. Katrin Höltge, Jörg Hillmer, Hans-Christian Biallas
Jennifer Klingenberg und Tim Veersmann haben die Bleiverglasungen für die Fenster des Hauses Oldendorf gefertigt. In der Bildmitte Adolf Kruppa aus Hohenzethen. Der Stellmacher hat das Rad für die Ausstellung hergestellt und zeigt sein Handwerk seit Jahren an Aktionstagen im Museum.