Uelzener Weidetierhalter-Veranstaltung zum Wolf

Für die rasche Regulierung von Wolfszahlen und Wolfsverhalten

Die Uelzener Stadthalle war voll bei der Veranstaltung „Wölfe – wie soll es weitergehen“ am 3.3.2017, veranstaltet vom Verband Weidetierhalter Nordost-Niedersachsen (WNoN).

Nach der Begrüßung durch Rudolf Michaelis erinnerte Landrat Blume in seinem Grußwort an eine Resolution, den fast alle Fraktionen des Kreistags Uelzen kürzlich verabschiedet hatten:

Der Kreistag zu beschließt, die Landesregierung aufzufordern:

1.      die Wolfsrichtlinie dahingehend zu ändern, dass sämtliche Schäden durch Wölfe vorbehaltlos ersetzt werden und die Beweislast zu Gunsten des Geschädigten umgekehrt wird – und diese Regelungen auch auf Hobbyweidetierhalter zu erstrecken,

2.      für die Besenderung und Vergrämung von Wölfen Fachleute auszubilden und vorzuhalten und das bestehende Wolfsmonitoring weiter zu entwickeln,

3.      die Spielräume des europäischen Artenschutzes umfassend zu nutzen und Problemwölfe, die Weidetiere reißen und sich Menschen bedrohlich nähern, konsequent zu entnehmen,

4.      über eine Bundesratsinitiative prüfen zu lassen, ob die niedersächsischen Wölfe Teil einer Wolfspopulation mit günstigem Erhaltungszustand sind,

5.      bei günstigem Erhaltungszustand über eine Bundesratsinitiative den Bund aufzufordern, auf die EU-Kommission zuzugehen mit dem Ziel, den Wolf vom Anhang IV in den Anhang V der FFH-Richtlinie abzustufen, um ein wirksames Bestandsmanagements zu ermöglichen,

6.      anschließend zeitnah den Wolf in das Niedersächsische Jagdrecht aufzunehmen und

7.      die von Umweltminister Stefan Wenzel in Uelzen zugesagte Verstärkung der Öffentlichkeitsarbeit umzusetzen.

Rüdiger Wnuck, Jäger und Naturfreund, schilderte anschaulich die Bedeutung der Weidetierhaltung und der Weiden als Trittsteine im Ökosystem, die für Pflanzen, Insekten und Vögel wichtig seien und  auch von vielen anderen Tieren wie Dachsen oder Füchsen besucht würden (z.B. „auf der Suche nach dicken Mistkäfern in den Kuhfladen“). Dies werde bedroht durch den Wolf und auch durch die hermetische Abriegelung durch Wolfsschutzzäune: „Soll es nur noch die Tierhaltung in Turbomast-Anlagen geben und daneben den Wolf?“ Wnuck zeigte kein Verständnis dafür, dass eine einzelne Tierart wie der Wolf zu aufwändig und kostenträchtig geschützt würde – im Gegensatz zu anderen bedrohten Tieren wie dem Feldhamster. Er kritisierte die „abgehobenen und verklärten Theoretiker am grünen Tisch in Hannover“ und plädierte stattdessen für einen ehrlichen Umgang im Natur- und Artenschutz.

Edith Schröder vom Landfrauenverband Heidekreis forderte Umweltminister Wenzel auf, dem Wolf klare Grenzen und Distanzen zu setzen. Sie berichtete von der Angst, sich noch in der Natur zu bewegen oder die Kinder in Waldkindergärten zu bringen.

Heinrich Ehlen, Ex-Agrarminister und jetzt Verbandsvertreter der Land- und Grundbesitzer und auch der Jagdverpächter, prangerte nicht nur die kleinliche Regulierung bei Wolfsrissen und die beabsichtigte Verzaunung der Landschaft an, sondern forderte auch eine „geregelte Entnahme“ von Wölfen. Der Wolf gehöre ins Jagdrecht.

Martin Holm als Vorsitzender des Bundesverbands deutscher Fleischrinderhalter rief dazu auf, Grünland und bäuerliche Landwirtschaft zu erhalten. Die Weidetierhalter seien zwar eine Minderheit in der Gesellschaft, könnten für diese Ziele aber gesellschaftliche Mehrheiten auch bei  Wahlen erreichen. Man habe in den letzten Jahren immerhin erreicht, dass man sich in der politischen Rhetorik und in den Medien sachlicher mit der Bedrohung der Weidetierhaltung beschäftige.

Sehr eindrucksvoll und fachlich fundiert plädierte Prof. Dr. Michael Stubbe (Universität Halle, Gesellschaft für Wildtier- und Jagdforschung) für eine sachliche Konfliktlösung in Sachen Wolf. Die deutschen Wolfsrudel seien eindeutig genetisch identisch mit den Wölfen in Polen, Weißrussland und sogar Ostrussland, so dass deren Zahl (1.000 Wölfe allein in Deutschland und Polen) bereits bei weitem einen artenschutzrechtlich befriedigenden und notwendigen Zustand erreicht habe. Angesichts des in den nächsten Jahren zu erwartenden exponentiellen Anstiegs der Wolfszahlen müsse schon jetzt dringend agiert werden. Wenn man jetzt jährlich in Deutschland etwa 90 Wölfe schieße, bleibe die Populationszahl erhalten – es werde aber ein weiterer Zuwachs verhindert, der dann nur sehr schwer wieder reduziert werden könnte. Stubbe berichtete auch über Untersuchungen, die hohe Zahlen und Anteile von Nutztier-Wolfsrissen in anderen Ländern belegten und außerdem auch die Tötung von Menschen durch Wölfe.

Wolfsberater Klaus Bullerjahn kritisierte, dass in Sachen eines wirklich robusten Wolfsmanagements in den letzten beiden Jahren wenig geschehen sei. Er warnte vor der Übernahme der Wolfs-Zuständigkeit durch die Jägerschaft und dem damit ggf. verbundenen Akzeptanzverlust.

Der Vertreter des niedersächsischen Umweltministeriums, Konstantin Knorr, schilderte vor allem die geplanten Erweiterungen beim Ausgleich von Wolfsschäden. Es gebe einen Kriterienkatalog des Bundesamts für Naturschutz für die Bestimmung von Problemwölfen und einen Antrag im Bundesrat auf Definition eines „guten Erhaltungszustands“ der Wolfspopulation. Auf Warnungen vor möglichen Gefährdungen von Menschen wies er darauf hin, dass ja auch im Straßenverkehr ein Restrisiko verbleibe. Darauf erhob sich deutlicher Unmut im Saal, Zuhörer verwiesen auf die Kälte der Wolfszuständigen bei der Abwicklung von Wolfsschäden und auf das Desinteresse des Ministeriums an realistischen Lösungen.

Als besonders negativ vermerkten viele Zuhörer, dass Minister Wenzel nicht selbst nach Uelzen gekommen war. Dies galt auch für die Tatsache, dass – trotz Einladung – die regional zuständigen Abgeordneten oder Vertreter von SPD und Grünen nicht gekommen waren.

Eckhard Niemann

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