Er wird kritisiert, seine Aussagen angezweifelt. Kritik und tiefes Mißtrauen kommt ihm entgegen, so dass er einem in manchen Momenten fast leid tun kann. So auch auf der Informationsveranstaltung in Uelzen, zu der Landrat Dr. Blume eingeladen hatte. Jürgen Papajewski war der Mann, der über einen Großteil der Zeit im Brennpunkt und unter Feuer stand. Hat er das eigentlich verdient?
Papajewski ist Leiter des Referates für den Bundesverkehrswegeplan im Bundesverkehrsministerium.
Er sagte Sätze im Dialogforum und in Uelzen wie: „Die Ergebnisse aus dem Dialogverfahren für einen neue Schienengüterverkehrstrasse werden vom Bund akzeptiert und im neuen Verkehrswegplan berücksichtigt.“
Die Aussage kam nachdrücklich, mit voller Überzeugung und wurde von ihm mehrfach wiederholt.
Hat er sich das etwa nur ausgedacht?
Fachlich fundiert erläuterte er in der Mensa des HEG geduldig Zuhörerfragen im Detail und wich dabei keiner noch so kritischen Frage aus. Antworten – auch unangenehme oder unpopuläre – kamen klar und deutlich. Kein Rumgeeier, keine Ausreden…
Wenn einer in der Runde überzeugt und überzeugend argumentierte, dann er. Wieso glaubt man ihm also nicht?
Der Grund liegt wohl in einem tiefen Mißtrauen gegen „die Politik“. Im Alltagsleben ist es häufig spürbar und auch im Dialogforum Schiene Nord wurde es bisher in vielen Redebeiträgen deutlich. Eine ihr Volk einlullende „Mutti“ als Langzeitkanzlerin, Abhör- und NSU-Skandale, Partei-Gesetze wie die Herdprämie, verheerende Renten-, Umwelt- und Steuerpolitik und vieles mehr – die Auswirkungen sind bei den Wahlen abzulesen: 50 % Wahlbeteiligung in Bremen (in manchen Stadtteilen nur 25%) sollten auch dem Letzten zu denken geben. Die Erwartungshaltung der Bevölkerung an die Politik ist verschwindend gering. Einflußmöglichkeiten des Einzelnen oder auch größerer Gruppen tendieren gefühlt gen Null.
„Die“ machen ja doch nur was sie wollen, was ihren Interessen dient und ihre Taschen voll macht. Sie setzen nicht das um, was sie in den Wahlkämpfen und vor den Kameras großspurig ankündigen, wir glauben ihnen nicht mehr… Das sind Parolen, die nicht nur an den Stammtischen kursieren, jeder hat sie zumindestens gelegentlich schon benutzt – und viel zu häufig stimmen sie leider auch…
Nur: Papajewski ist kein Politiker. Er ist Ministerialbeamter und damit ist sein Tun und Handeln von Gesetzen und Verordnungen beplankt. An die muss er sich halten. Er hat einen Auftrag, dazu Vorgaben, gewisse Spielräume und Zusagen, damit marschiert er los. Vielleicht wäre es cleverer seine Fachkenntnisse für den Dialog zu nutzen, als von vornherein seine Aussagen in Zweifel zu ziehen und ihm keinen Glauben zu schenken.
Nicht der kürzlich von den Gutachtern vorgelegte Bericht entscheidet über eine spätere Strecke, er ist ein Orientierungsrahmen und keine Vorfestlegung.
Die durch das Dialogforum festzulegende Gewichtung der einzelnen Kriterien wird später entscheidend sein.
Das wurde bereits beim ersten Dialogforum deutlich und darauf hat Papajewski in Uelzen noch einmal hingewiesen. Darauf sollten sich die Beteiligten im Forum konzentrieren.
Auch wenn dadurch später eine Trasse herauskommt, die nicht dem Faktor 1 der gesetzlich notwendigen Wirtschaftlichkeit entspricht, kann Papajewski der Mann sein, der sie da noch hinhievt. Das jedenfalls war sein dritter, wichtiger Satz, und eine weitere Zusage an das Dialogforum: „Dann werden wir nach Optimierungen suchen, mit denen sie die Kriterien vielleicht doch noch erfüllen kann“.
Eine Zusage, für die er sich ins Wort stellt – der Anlass ist bedeutend genug, sie nicht leichtfertig zu machen…
Andreas Paschko