Neuer Bürgermeister in Suderburg

Nach 15 Jahren im Amt entschloß sich Christel Beplate-Haarstrich nicht mehr als Gemeindebürgermeisterin zu kandidieren. Nach der Kommunalwahl 2011 mußte nun also ein neuer Bürgermeister für die Gemeinde Suderburg gefunden werden.

Die beiden größten Fraktionen hatten sich im Vorfeld zur Wahl bei ihrer Kandidatenkür nicht gerade mit Ruhm bekleckert: Die CDU stellte Carsten Kadach aufs Schild, der anschließend mangels Unterstützung frustriert aufgab. Die SPD beförderte in Kampfabstimmung Jan Lüder gegen (den eigentlich aussichtsreichsten und erfahrensten Mann) Manfred Mikulla zu ihrem Kandidaten. Da beide Kandidaten bei den Wählern offensichtlich nicht überzeugten und auch keine Partei bei der Wahl eine Mehrheit erhielt, (Mandate: CDU 5, SPD 4, WSL 3, Grüne 2, Einzelbewerber 1) gestaltete sich die Bürgermeistersuche schwierig und endete mit einer Überraschung.
Mit 12 Ja, 1 Nein, 1 Enthaltung und 1 Abwesenheit wurde Hans-Hermann Hoff (Bündnis 90/GRÜNE) von den 15 Ratsmitglieder zum neuen Gemeindebürgermeister gewählt.

Seit 1986 ist Hans-Hermann Hoff wechselweise in Suderburgs Gemeinde- und Samtgemeinderat tätig. Zwischendurch war er auch 16 Jahre im Kreistag Uelzen vertreten. Seine aktive politische Karriere begann er aber bereits 1976 in der legendären Bürgerinitiative Oststadt/List in Hannover gegen Atomanlagen. Später zog er für das Ökoinstitut Freiburg über Land zum Thema „Die Energiewende ist möglich“.

1986 kam er über die Liste GWU (Grüne Wählergemeinschaft) erstmalig in den Samtgemeinderat. Nach der Wende und dem Zusammenschluß 1991 zu Bündnis 90/Die Grünen ist Hans-Hermann Hoff ununterbrochen in den verschiedenen Räten tätig gewesen und damit einer der erfahrensten Kommunalpolitiker vor Ort.

Geboren wurde er in Groß Heere (Landkreis Wolfenbüttel) und wuchs bis zum achten Lebensjahr quasi im Sägewerk seiner Eltern auf. Die Familie zog dann nach Hildesheim, wo er die Schule absolvierte und sein Studium Bauingenieurwesen 1974 mit dem Examen abschloß.

Anschließend diente er 21 Monate bei der Bundeswehr und wurde als Leutnant der Reserve entlassen. Die Beförderung zum Oberleutnant der Reserve verweigerte er später. Die Zeit des Nato Nachrüstungsbeschluß änderte einiges an seiner damaligen persönlichen Einstellung zum Militär.

Nach zweijähriger Ingenieurstätigkeit begann er ein Studium zum Lehramt, Fachrichtung Berufsbildende Schulen, an der Uni in Hannover, mit dem Schwerpunkt Germanistik. Das anschließende zweijährige Referendariat absolvierte er in Oldenburg.

1983 heiratete er seine Frau Angelika. Sie haben zwei Töchter, die beide in Suderburg aufgewachsen sind und heute auf eigenen Füßen stehen.

Seit 1984 ist Hans-Hermann Hoff Lehrer an den Berufsbildenden Schulen I in Uelzen. Seit einigen Jahren ist er dort Studiendirektor und Abteilungsleiter.

Ein „GRÜNER“ soll‘s nun richten? Ein Mann mit beruflich interessantem Lebenslauf, vielschichtiger Bildung, Familienvater, langjähriger Kommunalpolitiker der aber meistens im Hintergrund wirkte?
Auf den ersten Blick sieht das vielleicht ein bischen hoffnungslos aus, so ganz ohne eigene Mehrheit, angewiesen auf die anderen mit anderer Interessenlage.
Allerdings: wer durch die Anfänge der Bürgerbewegung gegangen ist, wer die endlosen, nächtelangen Diskussionen erlebt, Polit-Streitereien, Enttäuschungen und Frustrationen durchgestanden und viele Demos schadlos „überlebt“ hat, der hat auch gelernt dicke Bretter zu bohren. Der hat wahrscheinlich auch Steherqualität. Und er gehört dazu auch noch zu denen, die in vielen Dingen Recht behalten haben: Die Deutschen sind heute grün durchwirkt, selbst die „Schwarzen“: der Atomausstieg ist beschlossen, alternative Energieerzeugung allerorten, Müll wird getrennt und gesunde Lebensmittel werden gewünscht.
Es wird also spannend werden, wie sich Hans-Hermann Hoff profilieren und durchsetzen kann, welche Ziele er hat.

Dazu ein paar Fragen:

DZ: Wie wird man eigentlich als GRÜNER zum Bürgermeister?

Hoff: So ganz glauben kann ich‘s eigentlich immer noch nicht. Letztendlich konnten die anderen Kandidaten keine Mehrheiten finden. Den Ausschlag gab dann wohl meine langjährige Erfahrung in der Kommunalpolitik.

DZ: Was ändert sich jetzt auf Gemeinderatsebene?

Hoff: Basis meiner politischen Arbeit ist und bleibt natürlich das grüne Wahlprogramm. Als Bürgermeister bin ich aber auch zu neutralem Verhalten verpflichtet. Das wird sicher manchmal ein Spagat. Ohne eigene Mehrheit muß ich in den Sachfragen jedes Mal um Mehrheiten werben. Aber ich bin optimistisch daß das gelingt.
Mein Wunsch ist es, die Bürgerbeteiligung zu stärken. Wir müssen es schaffen die Bürger wieder mehr für die lokale Politik zu interessieren. Dafür müssen Entscheidungen transparenter gestaltet und mehr Öffentlichkeitsarbeit geleistet werden. Die Bürgermeistersprechstunde soll eine erste Maßnahme sein, den Kontakt zu den Bürgerinnen und Bürgern zu erleichtern und zu verbessern.
Außerdem möchte ich ökologische Belange in den Vordergrund rücken. Ein Beispiel: man könnte zum Beispiel Präsentkörbe ausschließlich mit ökologischen Produkten bestücken.
Und ich möchte das Bürgerengagement fördern, das Ehrenamt stärken. Dabei braucht das Ehrenamt aber auch immer hauptamtliche Unterstützung, daß wird häufig vergessen und darum werde ich mich bemühen.
Ein für mich wichtiger Punkt ist ein selbstbewußteres Auftreten der Gemeinde Suderburg in der Samtgemeinde Suderburg. Die Gemeinde Suderburg erbringt 65 % der Steuerkraft der Samtgemeinde. Das muß ein entsprechendes Gewicht bekommen. Hinsichtlich der Einwohner sind die Zahlen ja noch drastischer und es gilt deren Belange auch gebührend zu vertreten.
Das Amt des Gemeindedirektors der Gemeinde Suderburg werden wir – anders als die Gerdauer und Eimker – weiterhin beim Samtgemeindebürgermeister lassen. Da ist es auch besser aufgehoben.

DZ: Was passiert in der Frage zur Einheitsgemeinde seitens Suderburg?

Hoff: Auch als Bürgermeister bin und bleibe ich Anhänger der Einheitsgemeinde. Ein gutes Beispiel ist dabei für mich die Einheitsgemeinde Bienenbüttel. Dort funktioniert es hervorragend. Aber ich werde diese Frage nicht in den Vordergrund stellen. Es bleibt ja auch abzuwarten wie das Land sich verhält.

DZ: Die Entschuldungshilfe für die Samtgemeinde Rosche wurde gerade abgelehnt, Suderburg droht das Gleiche. Was dann?

Hoff: Dann können wir nur versuchen mit gewaltigen Anstrengungen unseren Haushalt zu konsolidieren und dabei die Handlungsfähigkeit zu erhalten. Das ist ein Spagat.
Unverständlich ist mir in dem Zusammenhang allerdings, daß der Landkreis Uelzen trotz verweigerter Fusionsgespräche mit Nachbarlandkreisen 60 Millionen Entschuldungshilfe erhalten soll. Suderburg hat sich immerhin bemüht eine Einheitsgemeinde mit Gerdau und Eimke zu bilden.

DZ: Welche Wünsche hat der neue Gemeindebürgermeister?

Hoff: In erster Linie wünsche ich mir eine konstruktive Zusammenarbeit mit dem Rat und den anderen Mitgliedsgemeinden, und das die Bürger sich mehr für die Ratsarbeit interessieren und sich daran beteiligen.
Außerdem wäre es schön, wenn nach fünf Jahren ökologische Fußabdrücke sichtbar wären…

Print Friendly, PDF & Email

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.