Neue Mehrheiten im Rat – und: Bürgermeister Hoff kündigt Rücktritt an

Es hatte sich inzwischen rumgesprochen, bei der gestrigen Ratssitzung der Gemeinde Suderburg wurde es nun auch offiziell: Eine neu gegründete Gruppe „Pellnath/Schimmack“ im Rat der Gemeinde Suderburg ändert die Mehrheitsverhältnisse im Verwaltungsausschuss und in den Fachausschüssen. Deren Vertreter mussten neu gewählt werden, außerdem die stellvertretenden Bürgermeister. Ordnungsamtleiter Reinald Müller übernahm die Erläuterungen und das Prozedere.

Das Ende eines langen Ehrenamtes: 34 Jahre Kommunalpolitik

Die Wahlen sollten einen Großteil des Abends einnehmen, zuvor hatte Bürgermeister Hoff aber noch eine Neuigkeit für die Öffentlichkeit (die Ratsmitglieder waren vorab informiert worden):
Er wird demnächst siebzig, hat 34 Jahre Kommunalpolitik „auf dem Buckel“ und ist seit 9 Jahren Bürgermeister. Nun sollen Enkelkinder und Kinder in den Vordergrund rücken und da das aus der Ferne nicht möglich ist; hat er mit seiner Frau bereits einen Zweitwohnsitz in Schleswig-Holstein bezogen: „Dadurch nimmt natürlich auch meine Abwesenheit zu…“

Hoff weiter: „Eigentlich wollte ich das Mandat schon am Anfang des Jahres niederlegen – die Nachrückerfragen waren geklärt und der Übergang besprochen – da kam Corona und ich wollte die Bürger und den Rat nicht einfach im Stich lassen.
Jetzt geht die Ratsarbeit wieder los und damit die Fraktionen genügend Zeit haben, sich auf die neue Situation vorzubereiten und auch nicht der Eindruck entsteht, ich wolle mich von der „Baustelle“ Hardausee davonstehlen, werde ich mein Mandat nun auf einer Ratssitzung im September niederlegen. So ist es mit der Verwaltung besprochen.“

Wichtig war ihm noch, die Parole aus dem Eimker Raum zu dementieren. „»Der Bürgermeister schmeißt aufgrund von Querelen hin«, das sei natürlich dummes Zeug…, denn die Zusammenarbeit im Rat und mit der Verwaltung hat immer reibungslos geklappt – auch wenn es mal unterschiedliche Meinungen gab…“

Ein Abend mit Losbox…

Nun kam es zu einer Abfolge von Losziehungen, die „Lotto-King-Karl“ alle Ehre gemacht hätten. Ordnungsamtsleiter Reinald Müller hatte dafür extra eine Losbox und Los-Kärtchen angefertigt, die in ständig anderen Variationen der Entscheidungsfindung dienten.

Begonnen wurde mit der Neubesetzung des wichtigsten Ausschusses, dem Verwaltungsausschuss (VA). Hier musste die CDU einen Sitz abgeben – es traf Udo Depner, CDU-Fraktionsvorsitzender, Vorsitzender des Ortsverbandes der CDU und Ratsvorsitzender im Samtgemeinderat.

Durch ein kompliziertes „Verhältnismäßigkeits-Auswahl-Verfahren“, bei denen die Sitze des VA den Parteien und Gruppen nun neu zugeteilt wurden, musste hier für den fünften Platz das Los gezogen werden.
Der Gewinner war dabei unmaßgeblich… „Muss man nicht verstehen, ist dann aber doch logisch und richtig“, wie Müller erklärte.

Das Los fiel auf die Grünen, den Sitz bekam die Gruppe Pellnath/Schimmack. (Weil die Grünen ihren Sitz schon durch den Bürgermeister inne hatten und die Gruppe, von der Rangfolge her, als nächste zum Zuge kommen musste – was übrigens auch im Fall einer anderen Losentscheidung bei den anderen Parteien, ohne Bürgermeistersitz, gegegolten hätte, weil alle, dem Verhältnis entsprechend, ihren Sitz schon hatten…)
Wie gesagt, man muss es nicht verstehen, schließlich steht es im Gesetz.

Die neue Besetzung des Verwaltungsausschuss (VA):

SitzPartei/GruppeVertreter/in
Dagmar HillmerCDUUdo Depner, Carsten Scherer
Ulrich MietznerSPDHans-Jürgen Drögemüller
Gisela BaumWSLMichael Luther
Hans-Hermann HoffGrüneChristine Kohnke-Löbert
Götz SchimmackPellnath/SchimmackDierk Pellnath
Verwaltungsausschuss der Gemeinde Suderburg, 23.06.2020

Die weiteren Anträge, Vorschläge, Nickeligkeiten und Verfahrensfeinheiten für die restlichen Abstimmungen und Wahlen lassen wir hier jetzt mal weg: Weil’s keiner liest. Deshalb hier nur die Ergebnisse:

Die Stellvertreter/innen des Bürgermeisters

gewähltNamePartei/GruppeJaNeinEnth.
XDagmar HillmerCDU1122
XUlrich MietznerSPD1320
X Gisela BaumWSL1320
Götz SchimmackPellnath/Schimmack393
Die alten und neuen stellvertretenden Bürgermeister/innen, 23.06.2020

Bau- und Wegeausschuss

1Udo Depner CDU (Vorsitz im Ausschuß)
2Hans-Jürgen DrögemüllerSPD (Vertreter d. Vorsitzenden)
3Reinhard DehrmannWSL
4Carsten SchererCDU
5Hans-Hermann HoffGrüne
Götz SchimmackPellnath/Schimmack
Beratende Mitglieder:
Wolf-Dietrich Marwedei.A. der CDU
Christian Briesei.A. der SPD
Rüdiger Biernati.A. der WSL
Elvira Müller i.A. für Pellnath/Schimmack
ab 23.06.2020

Ausschuss für Wirtschaft, Kultur und Umwelt

1Lars FeuerhakeCDU
2Hinrich MüllerSPD (Vorsitz im Ausschuß)
3Michael LutherWSL
4Götz SchimmackPellnath/Schimmack
5Dagmar HillmerCDU (Vertreter d. Vorsitzenden)
Christine Kohnke-LöbertGrüne
Beratende Mitglieder:
Christoph Schmidti.A. der CDU
Benjamin Giesseli.A. der SPD
Sven Meyeri.A. der WSL
Angela Schroeb-Heringi.A. der Grünen
ab 23.06.2020

Ausschuss für Jugend, Sport und Soziales

1Jan StolzeCDU (Vertreter d. Vorsitzenden)
2Ulrich MietznerSPD
3Gisela Baum WSL (Vorsitz im Ausschuß)
4Dirk PellnathPellnath/Schimmack
5Carsten SchererCDU
Christine Kohnke-LöbertGrüne
Beratende Mitglieder:
Alexandra Vogti.A. der CDU
Birgit Borkowski i.A. der SPD
Dirk Sommerfeldi.A. der WSL
(noch zu besetzen)i.A. der Grünen
ab 23.06.2020

Bei den nun folgenden „Anträgen und Anfragen“ wurde es dann bunt:

Lars Feuerhake, CDU, macht sich Gedanken über die ärztliche Grundversorgung: „Unsere verbliebenen beiden Ärzte haben ein gewisses Alter erreicht, da weiß man ja nicht wie lange sie noch machen“
Auf die Frage, ob die Verwaltung sich da auch schon Gedanken gemacht hätte, antwortete Gemeindedirektor Thomas Schulz, dass dafür in erster Linie die Kassenärztliche Vereinigung zuständig sei.

Reinhard Dehrmann, WSL, ärgerte sich, dass es mit der Radwegeplanung nicht weitergeht. Die Verwaltung solle mal Dampf nach Uelzen machen.
Man hätte schließlich bereits Geld und Grundstücke für den Weg von Bahnsen nach Bargfeld aufgetrieben. Nun sei zu hören, dass plötzlich ein Radweg von Suderburg nach Räber im Gespräch sei.
Es wurde der Verdacht geäußert, das ein Kreistagsabgeordneter hier vielleicht eher die Interessen seines Heimatdorfes im Blicke hätte, statt die Interessen der gesamten Gemeinde.

Götz Schimmack hat vor zwei Tagen zum Thema Radwegebau eine Ausschusssitzung des Kreistages verfolgt. Dort läge aktuell ein Gutachten über die Priorisierung von Radwegen vor, welches aber nicht der Öffentlichkeit zugänglich gemacht würde, weil angeblich noch Änderungen eingepflegt werden müssen.
Er macht sich Gedanken darüber, dass der Radweg von der B4 nach Stadensen stillschweigend anderen Interessen geopfert werden soll.

Götz Schimmack stellt den Antrag, das für die beiden, kurz aufeinanderfolgenden Sitzungen, am gestrigen Tag, nur ein Sitzungsgeld gezahlt werden solle. Das wird von einigen Ratsmitgliedern heftig zurückgewiesen: Man säße oft genug auf Sitzungen und Infoveranstaltungen ohne Geld.

Götz Schimmack frag außerdem nach Ergebnissen aus Verhandlungen mit der Kirche zum Thema JuZ. Hier sollte ein Vorschlag Dagmar Hillmers verfolgt werden, die Jugendlichen bei Jugendgruppen der Kirche unterzubringen.
Der Pastor hat das abgelehnt, weil die kirchlichen Räume dafür nicht geeignet sind. Man solle erst einmal Räumlichkeiten finden und dann eine Zusammenarbeit prüfen.

Andreas Paschko

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