Wer im Buchenwäldchen hinter dem Bogenschießplatz (am ehemaligen Schießstand des Schützenvereines) am Rande von Gerdau spazieren geht und auf die Idee kommt unter den Buchen ein paar Buschwindröschen zu pflücken, kann eine böse Überraschung erleben. Teilweise eingewachsen im Erdreich, verborgen im Unterholz, über viele Meter völlig offen und fast unsichtbar liegt hier auf 30-40 Meter alter NATO-Draht verborgen.

Wer an den rasiermesserscharfen Klingen des Drahtes hängen bleibt hat schlechte Karten. Zerrissene Kleidung ist noch das Geringste; böse Verletzungen können die Folgen sein und durch die Widerhaken gelingt es meistens nicht mal, sich selbst wieder zu befreien.
So geschehen am 16. April 2015, als die KiTa Gerdau einen Ausflug mit ihren Kindern nach Holthusen machte. Unterwegs pflückten die 3-6-jährigen „Zwerge“ frisch erblühte Buschwindröschen, um sie als Geschenk mitzunehmen. Dabei geriet ein 6-Jähriger in den für ihn nicht erkennbaren NATO-Draht und saß darin mit Schuhwerk, Hose und Jacke hoffnungslos fest. Glücklicherweise behielt das Kind die Nerven und hielt still, so dass es zu keinen Schnittverletzungen kam. Zwei Erzieherinnen konnten es dann nur gemeinsam mit viel Mühe und Geduld befreien.

NATO-Draht ist eine Variante des Stacheldrahtes, seine offizielle deutsche Bezeichnung lautet „Widerhakensperrdraht“. Erste Versionen dieser Stacheldrahtart wurden bereits im Ersten Weltkrieg hergestellt und später über viele Jahre ausschließlich im Militärbereich verwendet. Der Zeitaufwand, NATO-Draht zu überwinden, ist deutlich höher als bei Stacheldraht, und so wird er inzwischen auch bei Anlagen und in Situationen mit erhöhtem Sicherheitsbedürfnis eingesetzt. Eine private Verwendung auf Grundstücken ist grundsätzlich nicht verboten. Allerdings darf der Draht dabei nicht in öffentliche Flächen und Wege ragen, da von ihm eine erhöhte Gefährdung ausgeht. Das schlägt sich auch eindeutig in der Rechtsprechung nieder.
Was der Draht im Gerdauer Wald – direkt hinter einer Ruhebank – zu suchen hat, bleibt fraglich. Er muss dort schon längere Zeit liegen, da er größtenteils korrodiert und rostig ist. Und genau das macht ihn so gefährlich, denn dadurch ist er kaum noch zu erkennen.
Der Vorfall wurde den Eltern, der Kindertagesstättenleitung und dem Gerdauer Bürgermeister am gleichen Tag gemeldet. Dieser sagte zu, den Waldbesitzer, Stefan K., aufzufordern, den Draht umgehend zu entfernen.
In der Zwischenzeit sind vier Wochen vergangen – passiert ist bisher nichts. Die Gefahrenquelle lauert nach wie vor für Mensch und Tier am Waldrand…