15 Millionen Einwohner und 1 Mio. Flüchtlinge nennt die offizielle Statistik, 17 plus 2,5 wird als realistische Zahl angesehen.
Istanbul ist eine riesige Metropole auf der Grenze zwischen Europa und Asien. Wie werden die Menschen einer solchen Mega-City mit dem Lebensnotwendigen versorgt? Wie und auf welchen Wegen kommen Wasser, Lebensmittel, Kleidung usw. hinein und wie kommen Abwasser und Müll heraus? Wie wohnen rd. 20 Mio. Menschen?
Um das Ergebnis vorwegzunehmen: es funktioniert. Zur Infrastruktur gehören riesige Kanäle und Pipelines, Autobahnen, Magistralen mit opulentem Blumenschmuck, Bus- und Bahnlinien, Last- und Personentaxis, auch auf dem Wasser. Paläste und Moscheen, wohin das Auge blickt. Prächtige Einkaufszentren (etwa 145!) riesige Supermärkte, viele kleine Lebensmittelgeschäfte, sowie fliegende Händler sind den Konsumenten ganz nah: Einkaufen ist leicht. Und anscheinend auch sicher – die Einkaufszentren kontrollieren jeden Besucher mit der von Flughäfen bekannten Technik.
Alte innerstädtische Wohngebiete werden abgerissen und neu aufgebaut, die Bewohner werden mit neuen Wohnungsangeboten umgesiedelt und falls ihnen das Zugeteilte nicht gefällt, sind sie auf sich gestellt, etwas Passendes zu finden.
Wohlhabende quartieren in sogenannten „gated communities“, Reichen-Ghettos mit hohem Zaun und Wachdienst. Schulpflichtige Kinder werden mit Kleinbussen abgeholt, zur Schule gebracht und nachmittags wieder nach Hause gefahren. Sonntags ist Familientag; die Grünflächen der Parks sind voll von kleinen Gruppen die sich jeweils um einen Grill scharen. Abends türmen sich Müll und Hinterlassenschaften (wie bei uns im Stadion nach einem Fußballbundesligaspiel). Montagmittags sind die Parks wieder herausgeputzt, wie zur Bundesgartenschau – der städtische Dienst hat das Erscheinungsbild Istanbuls poliert.
Die Menschen dort sind neugierig und konsumfreudig: es fahren viel mehr Elektroautos herum als vergleichsweise in unseren Großstädten. Türken sind auch viel jünger:
im Durchschnitt gerade mal 30, während wir Deutsche es auf gute 45 Jahre bringen.
Aber es gibt auch Schattenseiten: bettelnde Kinder, einsame Alte, gesellschaftliche Entwurzelung, Armenviertel, morgendliche Versammlungen von Tagelöhnern, die sich anheuern lassen (müssen), obrigkeitsgesteuerte Entindividualisierung, Verkehrsstaus, Luftverschmutzung.
Trotzdem: Istanbul fasziniert!
Termin vormerken:
24. bis 27.08.15 – MINT Camp für Mädchen an der Ostfalia Hochschule in Suderburg
Die Kolumne von Prof. Dr. Arnd Jenne, zuständig für Handelsmanagement an der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften in Suderburg berichtet über aktuelle Projekte aus Handel und Logistik.