Haubenlerche: Kleiner Vogel mit großen Problemen

Für viele ältere Leute ist sie dort, wo sie vorkommt, ein gewohnter Anblick – die Haubenlerche (Galerida cristata). Das trifft allerdings nur noch auf wenige Standorte in Lüneburg, Ebstorf, Suderburg und Bohlsen zu. In ganz Niedersachsen ist sie heute nur noch hier und in der Stadt Hildesheim anzutreffen. Die Haubenlerche war früher ein „Allerweltsvogel“, der an Orts- und Straßenrändern, Schuttplätzen und auf Schulhöfen vorkam. Seit den 1980er Jahren ist ein rasanter Niedergang der Bestände zu verzeichnen, der dazu führte, dass die Lerche mit der auffälligen Federhaube bereits seit dem Jahr 2002 in Niedersachsen als vom Aussterben bedroht gilt.

Die Landkreise Uelzen und Lüneburg haben nun gemeinschaftlich ein Schutzprojekt initiiert, dass zu 80 Prozent durch das Land Niedersachsen finanziert wird, um die aktuellen Bestände zu erfassen und Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensräume zu planen und umzusetzen.

Seit März 2015 sind Maria Huber und Lars Wellmann vom Uelzener Planungsbüro „Lamprecht & Wellmann“ sowie der Biologe Jann Wübbenhorst im Auftrag der jeweiligen Unteren Naturschutzbehörden unterwegs, um die Bestände der Haubenlerche zu kartieren. Aus den Vorjahren lagen Hinweise auf über 20 Standorte vor, an denen Haubenlerchen auftraten. Diese Kenntnisse gehen vor allem auf die langjährige intensive Arbeit des Lüneburger Ornithologen Karl-Wilhelm Kirsch über die Haubenlerche zurück.

Das Ergebnis der Bestandserfassung 2015 ist ernüchternd. Es wurden nur noch an acht Standorten Haubenlerchen festgestellt. Maximal elf Reviere waren besetzt, davon nur fünf mit je einem Paar. Die übrigen Reviere sind mit einzelnen Männchen besetzt, die zur Brutzeit kein Weibchen gefunden haben. Im Jahre 2015 wurden bislang erst drei erfolgreiche Bruten ermittelt, zwei davon in Lüneburg und eine in Ebstorf.

„Heute gibt es in Niedersachsen weniger Haubenlerchen als Seeadler“, so Lars Wellmann. „Der Rückgang der Art ist extrem und vermutlich das Ergebnis verschiedener Faktoren, die zusammenwirken: Nahrungsmangel, das Fehlen ungestörter Brutplätze und der Rückgang des typischen Lebensraumes wie zum Beispiel verwilderte Flächen in den Städten und an den Stadträndern, die nur spärlich bewachsen sind.“ Dazu kommen Verluste in strengen Wintern, denn die Haubenlerche ist im Gegensatz zu anderen Lerchenarten kein typischer Zugvogel, sondern ganzjährig im Brutgebiet anzutreffen.

Heute tritt die Haubenlerche oft dort auf, wo gebaut wird. Offene, sandige Flächen und Lagerplätze von Baumaterialen werden besiedelt. Nach wenigen Jahren, wenn die Grünflächen angelegt sind und gepflanzte Gehölze größer werden, verschwindet sie wieder. Der wenig scheue Vogel wird oftmals auch auf Parkplätzen vor Einkaufszentren mit Bäckereifilialen auf Nahrungssuche beobachtet.

Die Erfassung der Brutbestände soll kein Selbstzweck sein. Gemeinsam mit den betroffenen Kommunen, Anwohnern und Eigentümern werden noch bis ins Frühjahr 2016 Maßnahmen umgesetzt, die zu einer Lebensraumaufwertung führen sollen und bessere Brutergebnisse ermöglichen. „Wir würden gerne im Umfeld von besetzten Revieren Brachflächen und Ackerränder optimal gestalten und auch die Pflege von Grünflächen an Parkplätzen auf die Bedürfnisse der Haubenlerche ausrichten“, so Heike Engelhardt, die das Projekt für den Landkreis Uelzen begleitet. „Weiterhin werden wir Informationsmaterial erarbeiten und auch in der Presse berichten, ob die Vogelart Haubenlerche doch noch in unserer Region eine Zukunft hat.“

Wer eigene Beobachtungen von Haubenlerchen melden möchte, kann sich über das Internetportal ornitho.de oder direkt bei Lars Wellmann unter der Rufnummer 0581/9739300, E-Mail: wellmann@lw-landschaftsplanung.de melden.

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