Wir haben im Landkreis Uelzen 82 Orte, die einen oder mehrere Friedhöfe besitzen. Bei näherer Betrachtung erweisen sich diese als eine vielfältige Friedhofslandschaft und -kultur, zugleich ist festzustellen, dass ein Umbruch stattfindet: Große Familiengrabstätten werden aufgegeben, da sie zu teuer und zu aufwendig im Unterhalt geworden sind, die Flächen für Urnengräber nehmen zu, neu sind Flächen für anonyme Bestattungen. Leider werden nach Ablauf der Ruhezeit oder Aufgabe der Grabstätten die orts- oder kunstgeschichtlich bedeutenden Grabdenkmäler abgeräumt oder geplündert oder sie verfallen, und die Friedhofsträger haben kaum die Mittel, diese zu retten.
Wichtig ist es, dass Grabdenkmäler und Friedhofsanlagen wenigstens bildlich oder beschreibend dokumentiert werden, dabei drängt die Zeit. Für die hiesigen Friedhöfe gab Friedrich Brüning im Jahr 2010 dazu den Anstoß. Er wandte sich an den Museums- und Heimatverein des Kreises Uelzen e. V. mit dem Vorschlag, eine Dokumentation der Friedhöfe in Stadt und Kreis Uelzen anzufertigen. Diese erstellte er im Laufe der nächsten Jahre in Zusammenarbeit mit Uwe Harnack und Angelika Weber. Nun ist die Dokumentation als Buch von über 250 Seiten mit etwa 200 Abbildungen erschienen, dank finanzieller Beteiligung des Museums- und Heimatvereins des Kreises Uelzen e. V., des Vereins Historisches Uelzen e. V. und des Ev.-luth. Kirchenkreises Uelzen.
In dem Buch sind alle Friedhöfe – geordnet nach Ortsnamen – aufgeführt und ihre Geschichte und Besonderheiten vermerkt. So gibt es neben den Friedhöfen in kommunaler oder kirchlicher Trägerschaft auch Klosterfriedhöfe, private Friedhöfe vor allem der adeligen Gutsbesitzer, auch finden sich noch jüdische Friedhöfe und Reste der vor- und frühgeschichtlichen Bestattungsplätze. Hinzu kommen – häufig als Teil eines Friedhofs – Gedenkstätten für die Gefallenen der Weltkriege, Kriegsgräber und Gräber ausländischer Verstorbener, zumeist von Zwangsarbeitern.
Die Friedhöfe sind keineswegs alle gleich. Es gibt Wald- und Heidefriedhöfe, übersichtliche Gräberfelder und unter dichtem Buschwerk verborgene Grabstätten. Man findet rechtwinklige Wegeführungen ebenso wie verschlungene, unregelmäßige Pfade. Erstaunlich viele kleine Friedhöfe besitzen eine eigene Friedhofskapelle, oftmals mit Glocke im Dachreiter oder frei stehendem Glockenstuhl. Friedhofskapellen oder Aussegnungshallen wurden meistens neu erbaut, gelegentlich auch andere Gebäude dazu umgewidmet, wie z. B. ein Schafstall oder eine Schule. In einigen Friedhöfen sind noch die alten Leichenhäuser erhalten, die schutzwürdig sind bzw. bereits unter Denkmalschutz stehen. Die Geschichten der Friedhofsgründungen und der -kapellen sind an Hand der Akten beschrieben und auch die Glocken berücksichtigt, nachdem diese erstmalig durch einen Sachverständigen begutachtet und ihre Gießer ermittelt worden sind.
Auf allen Friedhöfen fallen unterschiedlich gestaltete Grabmale auf: Schlichte oder aufwendig bearbeitete Einzelsteine, großformatige Grabplatten und pompöse Familiengräber aus verschiedenen Epochen. Aufschlussreich auch die Inschriften und Symbole auf den Grabdenkmälern, christliche Sprüche und Symbole eher allgemeiner Art neben persönliche, auf den Verstorbenen bezogene Darstellungen.
Erwähnenswert ist, dass mehrfach Grundstücke für Friedhofsanlagen von ansässigen Bauernfamilien überlassen wurden und Friedhofsbauten oder ihre künstlerischen Ausstattungen durch großzügige Spenden der Gemeindemitglieder verwirklicht werden konnten.
Insgesamt macht das Buch deutlich, dass es – wenn man nur genau hinschaut – fast überall Bedeutsames zu entdecken gibt, das wir bewahren sollten. Erhaltung im Original wäre erstrebenswert, wird aber tatsächlich kaum machbar sein. Daher sollte so viel wie möglich wenigstens durch Schrift und Bild dokumentiert und durch Quellen belegt werden. Dieses Buch macht einen Anfang.
Text: Angelika Weber
Foto/Literaturhinweis: Friedrich Brüning / Uwe Harnack / Angelika Weber: Friedhöfe in Stadt und Kreis Uelzen. Hrsg. Museums- und Heimatverein des Kreises Uelzen e. V. Uelzen, 2014. 264 S. (Uelzener Beiträge, Bd. 20). ISBN 978-3-929864-22-9. – Preis 20,00 €. – Bezug: Museums- und Heimatverein des Kreises Uelzen e. V., Schlossstr. 4, 29525 Uelzen oder: info@schloss-holdenstedt.de oder im Buchhandel