„Der Hösseringer Aussichtsturm wird zum Exportschlager.“ Begeistert und stolz informieren „Turmvater“ Alfred Räber (so die Presse) und Architekt Axel Braun die Öffentlichkeit darüber, daß eine Gemeinde aus Brandenburg nach dem Hösseringer Vorbild einen solchen Steinturm auch bei sich bauen will, nur noch etwas höher. Alfred Meyer freut sich: „Damit wird das Image Hösseringens in die neuen Länder getragen.“
Die Besichtigungsdelegation aus Altdöbern (Lausitz) zeigt sich von dem Hösseringer Bauwerk überzeugt: optisch ansprechend, massiv und dauerhaft, vom Architekten „so gut durchdacht, daß nicht viel kaputt gehen kann“. Architekt Braun: „…den Turm aber noch einmal zu bauen, nicht weil er zusammengefallen ist, sondern weil er gefällt, das ist dann wohl schon zweimalig.“
Aber ach. Leider gilt auch hier mal wieder, daß nicht alles Gold ist, was glänzt.
Wechsel der Bühne: Bau- und Wegeausschuss der Gemeinde, Beratung über den Haushalt 2016. Diskussion und Entscheidung über die dringendsten der dringenden Instandhaltungsmaßnahmen aus einer Liste. Darin steht schwarz auf weiß: „Imprägnierung des Aussichtsturmes in Hösseringen mit 10.200 €.“! Wie bitte?
Ortsbesichtigung des erst 13-jährigen durch den Ausschuss. Korrosion nagt an Steinen und Fugen. Abplatzungen an den Klinkersteinen, Abplatzungen an den Fugen, Fugenrisse; außen am Turm weiße Flecken, weiße Strähnen, je höher, je mehr Aussinterungen, im Turm, je weiter man nach oben steigt, umso mehr Ausblühungen. Der Laie denkt: aha, Feuchtigkeit im Mauerwerk. Wurde beim Bau die Fassade imprägniert, um das Eindringen von Feuchtigkeit zu verhindern? Die Verwaltung sagt: nein. Wie das?
Ist eine Imprägnierung bei der Art des verwendeten Materials, bei der gewählten Verfugungstechnik nicht Regel der Baukunst? Ist eine Imprägnierung des Mauerwerks Teil des Leistungsverzeichnisses gewesen? Und wären dann nicht diese Kosten – 10.000 € sollen nicht reichen – anteilig in die Fördermittel gegangen? Wie oft und in welchem Umfang wird man sich in Zukunft mit dem Fall befassen müssen? Kann man die Sache noch schieben? Fragen über Fragen.
Der Bauausschuss: Maßnahme abgelehnt, nicht in den Haushalt, es fehlt das Geld. Nun steht er da und ist Wind und Wetter ohne Imprägnierung schutzlos ausgesetzt und wird dadurch nicht besser, der schöne Turm, zum Abseilen und für den Turmlauf gut, für die Gemeinde ein Problem. Wohl doch kein so guter Imagetransfer in den Osten.
Götz Schimmack
unabhängig, Mitglied im Rat der Gemeinde Suderburg
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