von Eckehard Niemann, UE-NEWS
Die größten Arbeitgeber im Landkreis Uelzen, gemessen an der Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten (geschätzte bzw. verschiedenen Veröffentlichungen entnommene Zahlen – ohne Gewähr) – darin nicht enthalten sind nicht-sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse, freiberufllich bzw. selbstständig Tätige.
Nachfolgende Reihenfolge nach Zahl der geschätzten Mitarbeiter:
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Was bei solchen Listen der größten Arbeitgeber oft übersehen wird, gerade auch im Kreis Uelzen arbeiten die allermeisten Menschen in den zahlreichen, vielfältigen mittleren und kleineren Betrieben und Strukturen von Dienstleistung, Handwerk, Landwirtschaft etc. – als Arbeitnehmer, Freiberufler oder Selbständige.
Typisch für die gesamte Beschäftigungsstruktur in Uelzen: Die meisten Betriebe sind ortsverbunden und standortgebunden, die Produktion und die Beschäftigung können allein deshalb kaum verlagert werden.
Das zeigt auch das PROJEKT KLIMZUG zur Landwirtschaft im Kreis Uelzen:
Struktur der Landwirtschaft Wirtschaftsstruktur
Der Landwirtschaftssektor ist für den Landkreis Uelzen ein vergleichsweise wichtiger Arbeitgeber. Im Jahre 2009 waren hier 3 % (724 Personen) der insgesamt 24 476 abhängig Beschäftigten tätig. Im Vergleich zu Deutschland (0,8 %) und zur Metropolregion Hamburg (0,9 %) kommt dem Sektor damit eine überdurchschnittliche Bedeutung zu).
Betrachtet man entsprechend die Erwerbstätigen, zu denen neben den abhängig Beschäftigten auch die Selbständigen zählen, beläuft sich der Anteil der in der Landwirtschaft tätigen Personen in Uelzen sogar auf 6,5 % (2008). Seit 1999 ist ihr Anteil allerdings um 5,7 % auf 2 573 Personen zurückgegangen. Mit dieser Entwicklung einher ging zudem eine Veränderung in der Beschäftigtenstruktur. Der Anteil der Fremdarbeitskräfte hat zu Lasten der Familienarbeitskräfte tendenziell zugenommen.
Das niedersächsische Landesamt für Statistik ermittelte für das Jahr 2016 folgende Verteilung der insgesamt 26.877 sozialversicherten Beschäftigten auf die verschiedenen Branchen:
– Gesundheits- und Sozialbereich: 7.652
– Handel, Instandhaltung, Reparatur: 5.059
– verarbeitendes Gewerbe: 4.189
– Baugewerbe: 2.034
– Verkehr, Lager: 1.409
– Erziehung und Unterricht: 1.279
– Sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen: 1.145
– Gastgewerbe: 1.008
– Freiberufliche wiss. und techn. Dienstleistungen: 864
– Finanz- und Versicherungs-Dienstleistungen: 864
– Information und Kommunikation: 248
– Energieversorgung: 134
– Kunst, Unterhaltung, Erholung: 114
– Grundstücks- und Wohnungswesen: 92
Aus einer Veröffentlichung des Landkreises Uelzen:
Wirtschaft – An der Zahl der Unternehmen wie auch an der Verteilung der Arbeitsplätze nach Branchen und Unternehmensgrößen zeigt sich eine ausgeglichene mittelständische Mischung aus Landwirtschaft, gewerblicher Produktion, Handel und Dienstleistungen. Das verarbeitende Gewerbe ist geprägt durch die Veredelung landwirtschaftlicher Produkte, die zu Zucker, Speiseeis, Backwaren, Milchtrockenprodukten und Wurst verarbeitet werden. Im Landkreis Uelzen wird außerdem ungefähr jede siebte deutsche Speisekartoffel angebaut. Die Herstellung von Büroartikeln, die Tierversicherung und der Versandhandel von Textilien schaffen ebenfalls zahlreiche Arbeitsplätze. Besondere Bedeutung hat der Gesundheits- und Sozialbereich mit insgesamt acht Krankenhäusern und Kliniken, die zum Teil international ausgerichtet sind. Die Kureinrichtungen in Bad Bevensen mit der großen Jod-Sole-Therme und in Bad Bodenteich dienen neben der Gesundheit auch dem Tourismus.
Einige erste Gedanken und mögliche Schlussfolgerungen:
– Wie geht man strategisch und zukunftsorientiert um mit den Landkreis-Schwerpunkten (Gesundheitswesen, daneben auch Verarbeitung pflanzenbaulicher und forstwirtschaftlicher Erzeugnisse)? Welche Maßnahmen stärken diese Branchen? Welche Branchen und Maßnahmen könnten ergänzende Synergie- und Förderungs-Effekte liefern (sehr gute Schulen und Ausbildungsstätten, Kultur-Initiativen, Freizeit-Angebote etc.). Wie geht man den derzeitigen Fachkräftemangel an?
– Was sagt uns die Arbeitsplatz-Verteilung (von Unternehmen mit vorwiegend arbeitsintensiver und regionalgebundener Angebots-Ausrichtung) über die zukünftig sinnvolle Verkehrsplanung? Braucht der Kreis nicht vor allem neue Fach-arbeitskräfte? Und braucht es für deren Mobilität – auch aus den Nachbarkreisen in unseren Landkreis) nicht vor allem einen überregional guten Öffentlichen Personenverkehr? Welche Bedeutung für die regionale Entwicklung hat eine A 39 denn wirklich? Würde die (vermutlich ergebnislose) erträumte Ansiedlung großer Arbeitgeber nicht den jetzt schon gravierenden Fachkräftemangel drastisch erhöhen und dadurch die Existenz bisheriger Firmen bedrohen?
– Was bedeutet die starke mittelständisch-freiberuflich –handwerklich- selbständige Struktur für die zukünftige Entwicklung? Was würde eine A 39 für diese Sektoren bedeuten: Schnellere Erreichbarkeit überregionaler Kunden durch Uelzener Betriebe – aber gleichzeitig auch schnellere Erreichbarkeit Uelzener Kunden durch überregionale Anbieter – in der Folge vermutlich ein neues Gleichgewicht zwischen den Kunden-Aufträgen von alten/neuen Kunden (dann aber mit beiderseits höheren Transport-und Erreichbarkeitskosten – also insgesamt jeweils höheren Kosten bei bisherigem Status-Quo beim Umsatz).
– Welche Bedeutung und Förderung misst man (bisherigen und weiteren) Querdenkern, bewussten Hierbleibern und Anbietern neuer innovativer Produkte zu (Bohlsener Mühle, Bauck-Betriebe, Gustävel-OpenR, Werkhaus Bad Bodenteich, Samoca Uelzen, Kulturschaffende etc.) zu?
– Wie kann man eine engere Verbindung schaffen zwischen der Landregion (relativ starke Landwirtschaft) und den eher städtisch-geprägten Orten im Landkreis? Welche Ergänzungen gibt es z.B. zwischen Bad Bevensen und Uelzen oder den Samt- und Einheitsgemeinden? Welche positive Rolle und welchen Nutzen kann der Kreis Uelzen im Verbund mit und in Ergänzung zu seinen Nachbarkreisen haben?
– Positive Beispiele noch deutlicher herausstellen: Entwicklung der Gesundheitswesen-Struktur, Hundertwasser-Bahnhof-Initiative, Glasfaser-Initiative des Landkreises, Baum-Begrünung der Uelzener Innenstad (trotz aktueller Abholzung), Vorbildcharakter Uelzener Landwirtschaft, viele relativ intakte dorftypische Strukturen …
Quelle: Eckehard Niemann, UE-NEWS