Gehören Sie auch zu den Menschen, die gerne mit der Bahn reisen? Prima, dann sind wir ja schon zwei – und die anderen hören bitte mal einen Moment auf zu lachen…
Allem Unken zum Trotz sind wir dann doch noch in Suderburg angekommen. Nach stundenlangem Warten im Zug und der Ungewissheit, ob nicht einen Kilometer weiter noch wieder ein Baum auf den Gleisen liegt: endlich am Ziel.
Im Moment des Ausstiegs fällt alle Anspannung ab. Meine Blase meldet sich. Der viele Kaffee unterwegs… Zum Glück gibt‘s hier ja ein Bahnhofsgebäude.
Aber Pustekuchen: Wie auf so vielen Bahnhöfen in Deutschland keine Toiletten, was nun??
„Lauf doch schnell zur Kneipe da drüben“, kommt der coole Ratschlag meiner Begleitung (sie muss ja nicht…),
…„ich warte so lange“.
Erleichtert spurte ich rüber, umsonst… die Tür ist zu.
Zurück am Bahnhof entdecke ich ein Schild über einem Fahrradständer:
Klasse! Die Rettung. 250 Meter sind schaffbar – wir gehen los.
An der nächsten Ecke rechts, aha…
Da hinten muss es gleich sein.
Mit zügigen Schritten ist „dahinten“ schnell erreicht, aber ein Einkaufszentrum?
Keine Spur…
Dafür die nächste Gaststätte, natürlich gerade geschlossen. Leute… jetzt wird‘s langsam eng (oder bald feucht), wenn nicht demnächst das doofe Klo mit Einkaufszentrum kommt…
Ich spreche eine ältere Dame an.
Sie zeigt auf die Straße in den Ort hinein: „Dahinten…, so 250 Meter… Geradeaus…“.
250 Meter. Aha. Wir gehen los. Meine Schritte werden länger.
„Renn doch nicht so!“ Sie hat gut Reden… ein Elektrogeschäft, eine Tankstelle, ein verwaistes Einkaufszentrum.
Häh? Das Einkaufszentrum…??
Der nächste Passant wird angesprochen und weiß Bescheid:
„Nee… Das dahinten. Geradeaus und da hinten dann links. So 250 Meter…
Kann man von hier noch nicht sehen… “.
Nett sind die ja hier, und hilfsbereit. Nur hilft mir das gerade nicht wirklich. Meine Augen werden feucht und die langen Schritte schneller – wenn das man gutgeht…
Endlich!! Ich habe die Hoffnung schon fast aufgegeben, da taucht hinter einer Volksbank ein Gebäudekomplex auf. Das muß es sein, DAS Einkaufzentrum…
Apotheke, Physiopraxen und andere Geschäfte reihen sich aneinander, ein WC suche ich vergebens.
Ich renne die Zeile bis zum Ende. Erst auf dem Rückweg entdecke ich durch Zufall: eine verschlossene Tür und ein Hinweisschild für Arme…
Mühsam entziffere ich: „Schlüssel bei der Bäckerei Warnecke…“ und weiter: „Probleme und Schäden bitte mitteilen… Telefon… Email…“
Ich hab‘ da ein Problem…
Ja ich hab‘ da ein Problem.
Und es wird noch größer nachdem feststeht, dass der Bäcker geschlossen hat.
Nach fast einem Kilometer Panik, schießen mir Tränen in die Augen.
Meine Beine werden ganz warm…
Suderburg Tal der WC Losen