Ein wenig irritiert war ich vor ein paar Tagen an einem warmen Sommerabend, als hinter mir auf der Terrasse etwas über die Umrandung sprang. Nach einem kurzen Blick über die Schulter ins Halbdunkel, vermutete ich meine Katze. Aber halt… hatte die etwa spontan abgenommen?
Der zweite Blick bestätigte: sie war es nicht. Völlig angstfrei stand einen Moment später der Besucher im Lichtkegel vor der offenen Wohnzimmertür: Ein bildhübscher, ausgewachsener Steinmarder spähte neugierig und selbstbewusst in den Raum. Er verharrte kurz und beschloss dann, die Wohnung etwas näher in Augenschein zu nehmen.
Schnurrstracks durchquerte er das Zimmer und verschwand im Büro. Hier schnüffelte er in allen Ecken, stieg über den Stuhl auf den Schreibtisch und fand aber nichts, dass sein Interesse weckte.
Nun trabte er, mich völlig ignorierend, an mir vorbei und verschwand durch die angelehnte Tür ins Schlafzimmer. Den Moment nutzte ich, um mir die Kamera zu greifen – solch eine Gelegenheit bekommt man schließlich nicht alle Tage.
Inzwischen hatte er das Schlafzimmer inspiziert und wechselte in die Küche. Er machte Männchen, schnüffelte in alle Richtungen und warf noch einen kurzen Blick in den Katzennapf. Uninteressant. Also zurück.
Nun bemerkte er, dass ich die Terrassentür verschlossen hatte. Das iiritierte ihn und er rannte ins Wohnzimmer. „Oben“ schien ihm sicherer und so erklomm er erst das Bücherregal und dann eine Lautsprecherbox. Etwas verunsichert fixierte er mich von dort und versuchte wohl, die Lage einzuschätzen.
Das Blitzlicht hatte ihn bis hierhin nicht besonders interessiert, nun wurde er unruhig – die Gelassenheit war weg…
Ich öffnete die Terrassentür, trat zwei Schritte zurück und er konnte zeigen, was ein Marder so drauf hat.
Mit pfeilartiger Geschwindigkeit – über Fensterbank, Sessel, Balken und Schränkchen – raste er im Zickzack durch die Wohnung und raus aus der Tür. Und es war ihm völlig egal, ob und was dabei im Wege war…
Aber was sind schon ein paar Scherben im Verhältnis zu einem solch hautnahen Erlebnis?
ap