Bauernverbands-Spitze für Agrarfabriken – zu Lasten von Bauern

 

Bauernverbands-Pressemitteilung beklagt die Verhinderung von Agrarfabriken und verschweigt die Verdrängung von Bauernhöfen durch Agrarfabriken

Als neuerlichen Beleg dafür, wie weit sich der Deutsche Bauernverband (DBV) zu Lasten der allermeisten seiner Mitglieder bereits im agrarindustriellen gesellschaftlichen Abseits befindet, hat die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) den Medien eine bisher weitgehend unbeachtete DBV-Pressemitteilung vom 10.5. 2013 zugeleitet, worin der DBV die Verhinderung von angeblich 2.500 Arbeitsplätzen durch die Verbände und Bürgerinitiativen des Netzwerks „Bauernhöfe statt Agrarfabriken“ anprangert. Der AbL-Agrarindustrie-Experte Eckehard Niemann nannte es schädlich und beschämend, dass es der Bauernverbands-Spitze offensichtlich völlig egal und keiner Erwähnung wert sei, dass durch die Expansion der Agrarindustrie ja stets ein Vielfaches an bäuerlichen Arbeitsplätzen verdrängt und die ruinöse Abhängigkeit in Lohn- und Vertragsmast erhöht werde.  Die AbL unterstütze gerade wegen des Erhalts einer Vielzahl unabhängiger bäuerlicher Betriebe die breite gesellschaftliche Bewegung gegen den Bau neuer Großanlagen mit mehr als 1.500 Schweinemast-, 560 Sauen-, 600 Rinder- und 15.000 Geflügelplätzen. Während sich der Bauernverband für die 5% der Betriebe oberhalb dieser Grenzen stark mache, trete das Netzwerk „Bauernhöfe statt Agrarfabriken“ für die Zukunft, für die Akzeptanz und für faire Erzeugerpreise von 95% der Landwirte ein. Dass die Gesellschaft hinter diesen Zielen stehe, beweise auch die Novelle zum Bundesbaugesetzbuch, die den Gemeinden zukünftig das Recht gebe, gewerbliche Großanlagen oberhalb obiger Tierzahlen zu verhindern. Die 200 Bürgerinitiativen und Verbände im Netzwerk, die allein im letzten halben Jahr 20 Tierfabriken oberhalb dieser Tierzahlen direkt vor Ort und mehrere hundert Agrarfabriken durch den gesellschaftlichen Druck auf agrarindustrielle Investoren verhindert hätten, würden nun sicher noch erfolgreicher sein.

Im gesellschaftlichen Abseits sieht die AbL die Bauernverbandsspitze auch mit ihrer absurden Behauptung, „jeder neue Stall“ bedeute mehr Tierschutz. Dies treffe zwar auf viele Boxenlaufställe mittelständischer Milchbauern zu, mitnichten aber auf die Großanlagen in der Geflügel- und Schweinehaltung. Nicht ohne Grund fordere auch die EU-Kommission Deutschland auf, die EU-Tierschutz-Vorgaben endlich umzusetzen. Der unter der CDU-FDP-Landesregierung begonnene niedersächsische Tierschutzplan sei u.a. eine Reaktion darauf, er liste eine Vielzahl von gravierenden Tierschutz-Defiziten auf mit einer Fristsetzung zu deren Beendigung.

 

Der Bauernverband schade den Tierhaltern, wenn er diese Realitäten perspektivlos immer noch zu verdrängen und zu beschönigen suche. Selbst Fleischindustrielle wie Clemens Tönnies plädierten mittlerweile vor Schweinebauern für mehr Tierschutz und einen Auslauf der Schweine – was mittelständisch-bäuerliche Betriebe nach Einschätzung der AbL weit besser als Agrarfabriken praktizieren könnten. Da diese EU-Vorgaben auch EU-weit gelten und zudem das ruinöse Überangebot EU-weit reduzieren würden, nützten die Begrenzung der Agrarfabriken und die anstehenden Umwelt- und Tierschutz-Vorgaben auch den Erzeugerpreisen der Bauern. Hierzu sei jetzt ein massives Umbau-Förderungsprogramm nötig, um den Bauern Mut zu machen für Investitionen in eine wirklich moderne, gesellschaftlich akzeptierte, artgerechte und flächengebundene Tierhaltung in lebendigen ländlichen Regionen.

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