Historisch gesehen, waren die früher üblichen Gemeindeschwestern in Deutschland seit Anfang des 19. Jahrhunderts die „Vorläufer“ der heutigen ambulanten Pflegedienste. Meistens waren sie ausgebildetete Krankenschwestern oder Arzthelferinnen und arbeiteten eng mit den niedergelassenen Ärzten zusammen. Ihre Arbeitszeit und Zuständigkeit war fast unbegrenzt, ihre Autonomie sehr groß. Sie halfen ihren Patienten in allen Lebenslagen, auch in den entlegensten Gebieten, und stellten damit eine flächendeckende Patientenversorgung sicher.
Ab 1970 entwickelten sich in allen Bundesländern die sogenannten Sozialstationen. Ihre Träger waren die Kirchen und Wohlfahrtsverbände. Als ambulante Versorgungszentren sollten sie neben der häuslicher Kranken- und Altenpflege auch die Familienpflege, hauswirtschaftliche Hilfeleistungen, gesundheitliche Dienste, Seelsorge sowie Sozialberatung bis hin zur Therapie anbieten. Sie entwickelten sich jedoch, aufgrund einer wachsenden Nachfrage nach pflegerischen Hilfen, zum größten Teil zu reinen Pflegestationen.
Finanzieren mussten sie sich durch Landes- und kommunale Zuschüsse, in zunehmenden Maße durch Leistungserträge der Pflegebedürftigen selbst und durch die Krankenkassen, für die ab 1977 die Kostenerstattung der häuslichen Pflege als Ersatz bzw. Verkürzung des Krankenhausaufenthaltes zur Pflichtleistung wurde. Die Pflege zur Sicherung der ärztlichen Behandlung wurde erst später mit dem SGB V zur Pflichtleistung.
Da diese Finanzierung für den Erhalt der Sozialstationen nicht ausreichte, mussten Kirchen und Wohlfahrtsverbände erhebliche eigene Mittel für den Erhalt der Stationen zuschießen. Als Reaktion darauf konzentrierten sie sich aus Kosten- und Ertragsgründen auf die medizinisch-pflegerischen Leistungen. Die vielen anderen Leistungen gerieten in den Hintergrund, das Gesamtkonzept war damit gescheitert.
Private Pflegedienste wären also zu diesem Zeitpunkt, mit dieser Finanzierungsstruktur, nicht möglich gewesen. Sie wurden erst ab 1989 durch den § 55 des Gesundheitsreformgesetzes möglich, mit dem den pflegebedürftigen Versicherten „grundpflegerische Leistungen bis zu 750 DM als monatliche Sachleistungen“ zugesprochen wurde.
Damit wurde zum ersten Mal ein gesetzlicher Anspruch auf allgemeine Pflegeleistungen jenseits der medizinischen Indikation festgeschrieben – und mit der Pflegeversicherung, als fünfte Säule der Sozialversicherung, eingelöst. Daraus entstanden aber auch neue Probleme, die meistens aus der Diskrepanz zwischen Anspruch und Leistungsdefinition zurückzuführen sind. Und insbesondere die wachsende Zahl altersdementer Pflegebedürftiger kann mit den eingeschränkten Leistungskategorien der Pflegeversicherung nicht ausreichend pflegerisch versorgt werden.
Es musste also permanent „nachreguliert“ werden, was der Gesetzgeber bis heute auch macht. Die „Materie“ wird damit gleichzeitig immer komplexer und unübersichtlicher – nur echte Profis blicken noch durch…
Der Anfang war ganz schön schwer…
Ab Mitte der 1990er Jahre versuchten auch in Suderburg und Umgebung verschiedene private Pflegedienste auf dem Markt Fuß zu fassen. Da keinerlei Erfahrungen zugrunde lagen, musste viel probiert und die Grenzen ausgelotet werden: Wieviele Mitarbeiter, wie groß müssen oder dürfen die Gebiete sein, was ist zu schaffen, wieviele Dienste trägt die Region.
Die gesetzlichen Vorgaben stiegen, das Leistungsspektrum ebenfalls. Wer sich nicht ständig weiterqualifizierte, um die Fortbildung der Mitarbeiter kümmerte und dem komplizierten Thema Gesetzgebung und Krankenkassen widmete, konnte schnell auch wieder vom Markt verschwunden sein. Einige gingen freiwillig, andere gezwungenermaßen.
Lebensqualität im eigenen Zuhause
Nach den ersten Erfahrungen in fremden und eigenen Diensten, gründete Birgit Borkowski vor 15 Jahren den heutigen ambulanten Pflegedienst Medikom in Suderburg und ermöglicht seitdem damit vielen Menschen mehr Lebensqualität im eigenen Zuhause.
Sie bringt neben ihren lang-jährigen praktischen Erfahrungen als Pflegedienstleiterin noch weitere Qualifizierungen als Geronto-psychatrische Fachkraft und Gutachterin der privaten Krankenkassen in den Betrieb ein.
Aus anfangs 2 Dienstwagen und einer Handvoll Mitarbeiterinnen wurden bis heute 9 Fahrzeuge und 25 größtenteils langjährige Mitarbeiter/innen. Vom Anfang an dabei und damit dienstälteste Mitarbeiterin ist Dörte Stehr.
Aber wie so oft: nicht die Menge macht‘s – die Qualität der Arbeit ist gerade in der Pflege entscheidend. Und hier punktet Medikom mit seinem erfahrenem, qualifizierten Personal: mit der Note 1.0 (!) bewertete der Medizinische Dienst der Krankenkassen die Leistungen des Pflegedienstes bei der letzten Überprüfung.
Damit das so bleibt, und um den enormen Verwaltungsaufwand im Griff zu behalten, ist vor fünf Jahren Birgit Borkowskis Sohn Benjamin Gießel mit in den Pflegedienst eingestiegen. Er kennt sich bestens mit der Gesetzeslage aus und kann kompetent mit den Krankenkassen verhandeln. Zusätzlich hat er noch eine 3-jährige Ausbildung zum Altenpfleger absolviert, um auch die Praxis aus dem Effeff zu kennen.
Auch in seiner Freizeit hält er Kontakt zum Thema: als 1. Kreisvorsitzender des SoVD beschäftigt er sich mit der vielfältigen Sozialgesetzgebung und sozialen Aspekten der Gesellschaft.
Mit diesem schlagkräftigem Team kann das große Angebot kontinuierlich ausgebaut und verbessert werden. Neben der Grundversorgung und medizinischen Hilfestellung erfahren die Kunden auch die Hilfe im Haushalt und „Essen auf Rädern“. Jeder erhält nach Wunsch seine individuell zusammengestellten Leistungen. Das Angebot von Medikom wurde im Laufe der Jahre mit Betreuungsleistungen, Pflegeberatungen und Schulungen erweitert. Pflegende Angehörige werden entlastet. Der vertrauensvolle Umgang mit den Kunden ist dem Team dabei ganz wichtig.
Weiterhin wird auch Hilfestellung beim Ausfüllen von Anträgen für Pflegekassen und Behörden gegeben. Senioren- und Alltagsbegleiter unterstützen bei Arztbesuchen, Einkäufen und Freizeitaktivitäten.
Weil Einsamkeit für Menschen mit Einschränkungen ein großes Problem ist, werden regelmäßig Kaffeenachmittage, je nach Jahreszeit Grillfeste und kleine Ausflüge in die nähere Umgebung angeboten. In lockerer Runde ist dabei viel Zeit für Gespräche und Verabredungen zur nächsten Unternehmung.
Einen Wunsch hat Birgit Borkowski aber auch: „Ich finde es sehr schade, das der Dokumentationsaufwand für uns so enorm gestiegen ist und dadurch die Betreuungszeit für die Patienten immer weniger wird. Ich hoffe, das ändert sich mit dem neuen Entbürokratisierungsgesetz…“