Einen langen Sitzungstag hatte am 17.11. der Bau-, Wege und Umweltausschuss der SG Suderburg. Bereits mittags ging es los mit diversen Besichtigungen, die der Vorbereitung der 17.00-Uhr-Sitzung im Suderburger Rathaus dienten. Ein wichtiger Termin fand in Bargfeld statt. Dort hatte der Antrag der Bargfelder Firma Besenthal Transport & Handel, auf eine Flächennutzungsplanänderung am nördlichen Rand Bargfelds, im Dorf für Unruhe gesorgt. Anlieger befürchten noch mehr Lärm – den wollen sie nicht hinnehmen.
Nachdem Besenthals Oelmühle auf dem gewerblichen Betriebsgelände am Ortsrand Bargfelds durch einen Brand völlig zerstört wurde und nicht wieder aufgebaut wird, ist jetzt die Auslagerung des eigenen, stark expandierenden, Transportunternehmens auf die Fläche geplant. Dort sollen Hallen gebaut werden, u.a. eine Werkstatt- und Waschhalle für die LKWs. Geplant ist es auch, die Fahrzeuge und Maschinen des landwirtschaftlichen Betriebes Besenthal dort zu reparieren, zu warten und zu waschen.
Der Plan geht ohne Erweiterung der Gewerbefläche allerdings nicht auf. Deshalb möchte Besenthal Transport & Handel, diese in Richtung Gerdau vergrößern. Dabei wird argumentiert, dass diese Erweiterung nicht nur zusätzliche Arbeitsplätze schafft, sondern gleichzeitig auch noch gut für’s Dorf ist. Lärmintensive Arbeiten wird hier nämlich ausgegliedert, und – zukünftig gut abgeschirmt durch Wald und Raumkante – die Anlieger damit entlastet.
Der stetig zunehmende Fuhrpark an- und abfahrender schwerer LKWs, sowie große Ventilatoren an den Lagerhallen, machen den Anwohnern bereits jetzt zu schaffen. „Der Lärm nervt“, so einer von ihnen auf der Ausschusssitzung. Er hat »in der Saison« an seiner Haustür 60 dB gemessen und am Schlafzimmer immerhin noch 50 dB. Einige Meter weiter, am Glascontainer, sind es bereits 75 dB. Nun befürchtet er für die Zukunft den Fahr- und Lüfterlärm auch im Winter. Trotzdem meinte er: „Nichts gegen eine Erweiterung – nur nicht mit zusätzlicher Lärmbelastung!“. Außerdem ist ihm wichtig: „Der Wald sollte so weit wie möglich erhalten bleiben…“. In diese Richtung gingen auch die Äußerungen anderer Zuhörer auf der Sitzung.
[toggle state=“close“ title=“Lautstärkebeispiele“]
30 dB: Flüstern, eigenes Atemgeräusch
35 dB: Blätterrascheln
40 dB: Im Wohnraum bei geschlossenem Fenster
45 dB: Wohnviertel ohne Straßenverkehr
60 dB: Unterhaltung (Einzelgespräch)
70 dB: Großraumbüro
85 dB: Mittlerer Straßenverkehr
95 dB: Schwerlastverkehr
100 dB: Presslufthammer
125 dB: startender Düsenjet in 100 m Entfernung
130 dB: Schmerzgrenze
Bereits bei 45 dB(A) ist eine entspannte Konversation erschwert.
Bei 50 dB(A) heben Betroffene die Stimme an.
Bei 60 dB(A) müssen Betroffene laut sprechen.
Bei mehr als 65 dB(A) Außenbelastung ändern Anwohner ihr Verhalten, d. h. sie halten Fenster geschlossen und Balkone werden nicht mehr genutzt.
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Während das Thema auf der letzten Ausschusssitzung noch sehr skeptisch gesehen wurde, veränderte ein neuer Vorschlag des Unternehmens und die gestrigen Ortsbesichtigung die Einstellung des Bau-, Wege- und Umweltausschusses komplett.
Nach dem ersten Plan sollte die gelb umrandete Fläche die Erweiterungsfläche werden. Damit wären Lärm und Immissionen noch dichter ans Dorf gerückt und sehr viel Wald wäre dem Plan zum Opfer gefallen.
Das wollte, außer den Antragstellern, niemand.
Deshalb nun der neue Vorschlag Besenthals – auf dem Kartenausschnitt rot umrandet. Er fällt erheblich kleiner aus und sieht nur noch die Fällung eines 25 Meter breiten Waldstreifen vor (rotgestrichelt).
Außerdem rückt er vom Dorf weg.
Insgesamt also keine ganz großen Veränderungen zum bisherigen Gewerbegebiet (blaue Linie).
Anmerkung: Die eingezeichneten Flächen sind handschriftliche Skizzen und dienen lediglich der Darstellung der ungefähren Grenzen. (Unterlegtes Foto: Google Earth)
Meinungen der Ausschussmitglieder:
Wilhelm Schröder (CDU): „Wir sind froh über jeden, der bei uns Arbeitsplätze schafft. Seitens der Samtgemeinde sollten wir alles tun, dem Unternehmen die Erweiterung zu ermöglichen. Sie wird Bargfeld gut tun, das Dorf ist gut abgeschirmt und der Streifen Wald bleibt größtenteils stehen. Ich würde ungern sehen, wenn Arbeitsplätze wegfallen…“
Reinhard Dehrmann (WSL): „Ich schließe mich da an, denn der Bereich (der neuen Fläche) liegt tiefer…“
Manuela Ahrendt (GRÜNE): „Ich sehe das ein bischen anders. Durch den neuen Radweg entsteht an der Zufahrt eine gefährliche Ecke. Hier sollte man eine Geschwindigkeitsbegrenzung einplanen…“
Manfred Mikulla (SPD): „Es ist korrekt nach Arbeitsplätzen zu trachten. Nur wie werden sich die Behörden dazu stellen? In der Vergangenheit gab es immer Probleme Gewerbegebiete zu erweitern. In Bargfeld könnte es größere Schwierigkeiten geben. Sollten die Behörden das ablehnen müssen wir erneut zusammenkommen. Von unserer Seite können wir die Sache nicht beeinflußen, wir können jetzt nur Gutachten dazu einfordern, denn wichtig ist der Schutz der Bürger…“
Bei einer Sitzungsunterbrechung wurde den anwesenden Zuhörern die Gelegenheit gegeben, ihre Meinung zu äußern und Fragen zu stellen. Unter anderem wurde die Frage aufgeworfen, inwieweit die Gemeinde Gerdau in das Verfahren einbezogen ist. Rüdiger Lilje stellte klar, dass Gerdau z.B. für einen Bebauungsplan zuständig wäre, dieser hier aber nicht aufgestellt werden muß. Trotzdem sei Gerdau als Träger öffentlicher Belange einbezogen. Außerdem hätten mehrere Ratsmitglieder des Gerdauer Rates am Ortstermin teilgenommen: „…sie sind gut informiert.“
Einstimmig beschloss der Ausschuss
1. die Durchführung der 29. Änderung des Flächennutzungsplanes unter der Bedingung der vollständigen Kostenübernahme durch den Antragsteller.
2. den Flächennutzungsplan für den Änderungsbereich im Rahmen der 29. Änderung zu ändern, und
3. für die 29. Änderung des Flächennutzungsplanes ein schalltechnisches und naturschutzfachliches Gutachten in Auftrag zu geben.
Alles merkwürdig. Es gibt bisher keine 29. Änderung des FN-Plans. Allerdings wird schon gebaut. Alles so wie für die Spedition Besenthal geplant. Jetzt aber für den Landwirt Besenthal. Tricksereien und dumm stellen der CDU-Mehrheit im Gerdauer Gemeinderat haben es anscheinend möglich gemacht.
Dumm nur, dass Herr Lilje im August 2016 nun auf öffentlicher Sitzung inBargfeld erklärte, hier handele es sich um einen Schwarzbau, gegen den die SG-Verwaltung einschreiten müsse.
Das Protokoll der Sitzung ist noch nicht veröffentlicht. Ist wohl zu brisant vor dem 11.9.