Schreckgespenst FFH-Gebiet

Die CDU und das Mittlere Gerdautal

In ihrem Wahlkampf-Flyer „Infos zur Kommunalwahl 2016 – Teil 2“ geht der CDU-Ortsverband Gerdau auch auf das FFH-Gebiet „Mittleres Gerdautal“ ein. Dabei vermittelt die CDU den Eindruck, die Bevölkerung müsse mit der In-Schutz-Stellung dieses Gebietes mit erheblichen Einschränkungen rechnen: „[…] die gesamte Bevölkerung wäre von den negativen Folgen betroffen. Alle, die sich gern in und an der Gerdau aufhalten, wären in ihren Aktivitäten massiv eingeschränkt. Ein Spielen der Kinder in der Gerdau, Kanufahren und vieles mehr wären dann nicht mehr möglich.“

Damit dieses Szenario nicht eintrete, müsse der Gerdauer Gemeinderat (mit seiner CDU-Mehrheit, versteht sich) in dem Arbeitskreis, der zurzeit eine Schutzgebietsverordnung ausarbeitet, seinen Einfluss weiter geltend machen.

Richtig ist, dass die ursprüngliche Vorgabe des Landes Niedersachsen die Ausschreibung des „Mitteleren Gerdautales“ als Naturschutzgebiet vorsah. Da das Mittlere Gerdautal jedoch nur wenige Flächen von hohem schützenswertem Rang besitzt, war man sich einig, dieses Gebiet lediglich als Landschaftsschutzgebiet auszuweisen. Auch der BUND war mit diesem Ansatz einverstanden. Ihm kam und kommt es vor allem darauf an, den Gebietscharakter dieser überwiegend landwirtschaftlich genutzten Kulturlandschaft zu erhalten, was naturgemäß ihre weitere Nutzung durch Landwirtschaft und Bevölkerung einschließt.

Richtig ist auch, dass zwischenzeitlich erwogen wurde, ob eine Ausweisung als Naturschutzgebiet letzten Endes nicht praktikabler sei. Unumstritten war auch in diesem Fall, dass ein „Naturschutzgebiet Mittleres Gerdautal“ eine Schutzgebietsverordnung erhalten sollte, die eine weitgehende Nutzung und Erlebbarkeit des Gebietes gewährleistet hätte. Dass dieser Gedanke nicht weiter verfolgt wurde, ist tatsächlich dem Druck von Seiten der Gemeinde Gerdau und der Landwirtschaft zu „verdanken“. Eingehandelt hat man sich damit eine künftige Verordnung, die wesentlich umfangreicher und komplizierter sein wird, als nötig gewesen wäre.

Wie man sieht, baut die CDU in ihrem Wahlkampf-Flyer in Sachen FFH-Gebiet ein Schreckgespenst auf, für das es in der Realität keine Anhaltspunkte gab und gibt. Das ist auch insofern bedauerlich, als sie damit zugleich die Kooperationsbereitschaft der beteiligten Institutionen herabwürdigt, Gräben aufreißt, wo Zusammenarbeit gefragt ist. Ob dies der richtige Weg ist, um „für unsere Bevölkerung und unsere Natur das bestmögliche Ergebnis zu erreichen“, darf tunlichst bezweifelt werden.

Tilman Grottian, Bohlsen

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2 Kommentare

  1. Werner Bollhorn Antworten

    Es geht noch konkreter

    Der derzeitige Gerdauer Bürgermeister, Herr Kleuker, hat ja schon vielfach zum Ausdruck gebracht, dass er von der Ausweisung von Schutzgebieten nichts hält.
    Was das FFH-Gebiet „Mittleres Gerdautal“ angeht, ist er deshalb wohl schon mal selbst aktiv geworden. Das Herausbrechen von 2-3 ha im Außenbereich aus dem FFH-Gebiet könnte ja immerhin wenigstens etwas sein.
    Eigentlich unmöglich, besteht doch bis zur Verabschiedung einer Verordnung ein absolutes Veränderungsverbot der betroffenen Flächen. Nach Brüssel gemeldet mit Hektarzahlen, mit Zahlen auch hinter dem Komma und einer Übersichtskarte. Zur Ermittlung der Hektarzahlen gibt es mit Sicherheit auch eine Liste der zugehörigen Flurstücke.
    Der Schlüssel zum Erfolg: Herr Kleuker behauptete einfach, die Grenzen in der Übersichtskarte seien nicht flächenscharf eingetragen.
    Die Lösung: Die neueste Übersichtskarte, veröffentlicht vom LK ist noch unschärfer. Herr Kleuker hat im FFH-Gebiet Grünland zu Ackerland umgewandelt. Die Fläche ist nicht mehr Bestandteil des FFH-Gebietes. Damit die Hektarzahl stimmt, ist dafür jetzt das Grünland mitten im Dorfgebiet von Gerdau direkt an der Gerdau zwischen Krempelweg und ehemaliger Schmiede (Gasthaus Wellmann) Bestandteil des FFH-Gebietes.
    Hier ist mal so eben die Entwicklungsfähigkeit des ganzen Dorfes eingeschränkt worden. Einfach so. Ohne Verordnung. Gilt jetzt schon. Ist Herr Kleuker der einzige, der das weiß? Wer wohl für diesen „Deal“ das gemeindliche Einvernehmen ausgesprochen hat? Wer hat den Plan geändert?

    Wenn sie die FWG wählen finden wir das heraus.

  2. Arnold Kröger Antworten

    Treffender kann man die Thematik, besonders im letzten Absatz, nicht darstellen. Mit in den Raum gestellten Verboten für spielende Kinder und Kanufahrer und „vieles mehr“ von Seiten der Mehrheitsfraktion Stimmung machen zu wollen, ist nicht gerade fair und unredlich.

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