Grundbildung: Landkreis Uelzen wird zur bundesweiten Modellregion

grundbildungDer Landkreis Uelzen ist seit dieser Woche offiziell eine von bundesweit drei Modellregionen, in denen Strategien gegen unzureichende Grundbildung – sprich gegen mangelnde Lese- und Schreibfähigkeiten – entwickelt werden sollen. Ein entsprechender Kooperationsvertrag wurde am Mittwoch durch Almke Matzker-Steiner, Leiterin der Kreisvolkshochschule Uelzen/Lüchow-Dannenberg, und Roland Bellinghausen vom Deutschen Volkshochschul-Verband im Beisein von Landrat Dr. Heiko Blume im Uelzener Kreishaus unterzeichnet.

Bellinghausen ist Leiter des Projektes „AlphaKommunal“, an dem die KVHS Uelzen/Lüchow-Dannenberg neben den Volkshochschulen Potsdam und Kaiserslautern als eine von bundesweit nur drei Volkshochschulen teilnehmen darf – und zwar stellvertretend für alle Volkshochschulen in ländlichen Regionen. Dazu Landrat Blume: „Vor dem Hintergrund, dass lebenslanges Lernen eines der strategischen Ziele des Landkreises ist, passt das Projekt hier ganz hervorragend. Es macht mich wirklich stolz, dass unsere KVHS als eine von insgesamt nur drei ausgewählten Einrichtungen den Zuschlag bekommen hat. Damit können wir in Sachen Grundbildung bundesweit eine Vorreiterrolle für ländliche Regionen einnehmen.“

Ziel des Projektes ist es, das Thema Analphabetismus bzw. mangelnde Grundbildung mit Hilfe kommunaler Akteure wie der Kreisverwaltung offensiv anzugehen. Deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen nun in einem ersten Schritt für das Thema sensibilisiert werden. Heißt konkret: Sie sollen lernen, mögliche Lese- und Rechtschreibschwächen bei Ihren Kunden zu erkennen. Gleichzeitig werden den Kreis-Bediensteten Methoden vermittelt, wie Betroffene entsprechend angesprochen werden können, um ihnen mögliche Bildungsangebote vorzuschlagen – dies, ohne Gefühle zu verletzen oder Grenzen zu überschreiten.

„Häufig bewegen sich diese Menschen in einer Grauzone. Oft sind sie sogar berufstätig, können ihre Schwäche im Alltag aber dennoch gut verbergen“, weiß Almke Matzker-Steiner. Deshalb sei es so wichtig, überhaupt erst einmal mit Betroffenen in Kontakt zu kommen. Denn leider, so die Leiterin der KVHS weiter, habe sie die Erfahrung gemacht, dass der entsprechende Personenkreis mit den klassischen Bildungsangeboten kaum erreicht werde.

Eine im Februar 2012 veröffentlichte Studie der Universität Hamburg belegt, dass rund 7,5 Millionen Menschen in Deutschland nur unzureichend lesen und schreiben können. Das sind mehr als 14 Prozent der erwerbstätigen Bevölkerung. Was das für die Betroffenen im Alltag bedeutet, lässt sich nur schwer nachzuvollziehen. Alltägliche Dinge wie das Ausfüllen eines Fragebogens oder das Lesen einer Gebrauchsanweisung können zu unüberwindbaren Hürden werden. Die Fähigkeit, lesen und schreiben zu können, gehört zur Grundbildung. Fehlt diese, geraten die Betroffenen schnell in die Isolation.

In einer zweiten Projektphase sollen die kommunalen Ergebnisse auch auf die Landes- und Bundesebene ausgeweitet werden. Das Projekt wird mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert.

 

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